Altersbezüge steigen im Durchschnitt um knapp 30 Euro. Versicherungskasse gut gefüllt
Hamburg. Mitten in der Finanzkrise gibt es für die 20 Millionen Rentner in Deutschland eine überraschende Botschaft: Ihre Altersbezüge werden im kommenden Jahr zum 1. Juli voraussichtlich um 2,3 Prozent (West) und 3,2 Prozent (Ost) steigen. Das liegt nur knapp über der Inflationsrate, ist aber ein positives Signal. Der Durchschnittsrentner (1236 Euro im Monat) hat damit 28,43 Euro im Monat mehr.
Es scheint sich zu bewahrheiten, dass die Rentenreformen sowie die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt zu einer stabilen Situation für Rentner und Beitragszahler geführt hat. Denn auch die Beiträge zur Rentenversicherung, die sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen, werden von 19,9 Prozent vom Bruttogehalt auf 19,6 und im Jahr 2014 sogar 19,1 Prozent sinken. Für einen Durchschnittsverdiener (32 000 Euro brutto im Jahr) bedeutet das mittelfristig gut zehn Euro mehr pro Monat.
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte, das Rentensystem sei "kerngesund". Der frühere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) bezeichnete die Rentenversicherung angesichts der deutlichen Rentenanhebung als "die modernste Altersvorsorge". Dem Abendblatt sagte Blüm, die Rentenversicherung habe Krisen, Inflationen und Währungsreformen überstanden. "Nun hat die Rente auch die Kapitalmarktturbulenzen überlebt."
Der Präsident der Rentenversicherung, Herbert Rische, sagte, es brächen jetzt zwar keine goldenen Zeiten für Rentner an. Aber sie könnten, falls die gute Konjunktur anhalte, auch mittelfristig profitieren. Soll heißen: Nach Jahren von Nullrunden und erzwungenen Rentengarantien sind dann auch wieder Erhöhungen von deutlich über der Inflationsrate möglich. Rische nannte alle Zahlen unter Vorbehalt, denn erst im Frühjahr werde die Rentenerhöhung genau festgesetzt. Und er warnte: "Wenn sich die Finanzkrise auf den Arbeitsmarkt auswirkt und die Löhne nicht steigen, bleibt für die Rentner nicht viel übrig."
Streit gibt es um die Entlastungen der Beitragszahler wahrscheinlich zum 1. Januar. Wenn die Reserven der Rentenversicherung mehr als das 1,5-Fache einer Monatsausgabe betragen, muss der Beitrag abgesenkt werden. Gegen diesen gesetzlichen Mechanismus wehren sich Gewerkschaften und Teile der Opposition. "Wir sollten das Geld lieber in die Bekämpfung der Altersarmut stecken", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Derzeit gelten 2,4 Millionen Rentner als bedürftig. Der Arbeitgebervertreter in der Rentenversicherung, Alexander Gunkel, lehnte den DGB-Vorstoß ab. Zum Kampf gegen Altersarmut dürften keine Gelder der Rentenversicherung verwendet werden. Arbeitsministerin von der Leyen plant eine sogenannte Zuschussrente, damit Kleinverdiener im Alter künftig mindestens 850 Euro monatlich zur Verfügung haben. Doch ihr Modell ist bei Gewerkschaften, Arbeitgebern und in der Rentenversicherung umstritten.