Berlin. Mehr Macht für den Bundestag, aber auch Rückendeckung für die Kanzlerin: Das Bundesverfassungsgericht hat die ersten Rettungspakete für Griechenland und den Euro gebilligt. Künftig bekommt das Parlament aber mehr Rechte bei der Vergabe neuer Milliarden an marode Euro-Schuldenländer. Die obersten Richter erklärten, das Urteil sei für die Regierung "keine Blanko-Ermächtigung für weitere Rettungspakete".
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reagierte erleichtert auf die abgewiesenen Klagen von Euro-Gegnern. Im Bundestag sagte die Regierungschefin, Karlsruhe habe die bisherige Euro-Politik "absolut bestätigt". Leidenschaftlich warb die CDU-Chefin für die europäische Währung: "Scheitert der Euro, scheitert Europa." FDP-Chef Philipp Rösler sprach von einer "Sternstunde" für das Parlament. CSU-Chef Horst Seehofer sagte, Träume von einem Bundesstaat Europa seien nun ausgeträumt. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier forderte die Koalition auf, gemeinsam eine Lösung für die Krise zu suchen. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin nannte das Urteil "eine Niederlage für den D-Mark-Chauvinismus".
Nach der weltweit beachteten Entscheidung in Karlsruhe zogen die nervösen Börsen wieder an. Der deutsche Leitindex DAX stieg um 4,07 Prozent auf 5405,53 Punkte und beendete damit eine viertägige Verlustserie.