Berlin. Die Forderung von EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU), bei der Atommüll-Endlagersuche ausschließlich den Salzstock in Gorleben zu erkunden, ist bei den Grünen auf Kritik gestoßen. Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast sprach sich im Abendblatt für eine bundesweite Endlagersuche aus. "Es wird keine Akzeptanz für ein Endlager geben ohne eine transparente und vergleichende Untersuchung mehrerer Standorte", sagte Künast dem Abendblatt. Künast nannte die Äußerungen Oettingers "nichts als die Fortsetzung politischer Vorfestlegungen auf Gorleben". Die Grünen-Fraktionschefin forderte den Energiekommissar auf, "seine eigenen Hausaufgaben zu machen": Die EU müsse die Kommunen und Länder massiv unterstützen, um eine klimafreundliche und von knappen Rohstoffen unabhängige Energieversorgung zu erreichen. "Oettinger sollte sich eine Europäische Union der Erneuerbaren Energien auf die Agenda setzen, statt alten undemokratischen Standortsuchverfahren nachzuträumen", so die Künast.
Oettinger hatte zuvor dem Abendblatt gesagt: "Untersuchungen haben ergeben, dass es in Baden-Württemberg keine geeigneten Gesteinsschichten für ein Endlager gibt. Die Entscheidung, ausschließlich den Salzstock in Gorleben zu erkunden, ist fachlich begründet." Zudem hatte er die Koalition aufgefordert, für die Suche nach einem Atommüll-Endlager "rasch einen ehrgeizigen, glaubwürdigen und verbindlichen Zeitplan" vorzulegen.