Finanzunternehmer Maschmeyer soll Altkanzler Schröders Buch gesponsert haben
Hamburg. Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder, 66, soll für seine Memoiren eine Million Euro vom Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer, 51, erhalten haben. Wie der "Spiegel" berichtet, soll Maschmeyer das nicht dementiert haben. Schröder habe keine Auskunft zu "Privatangelegenheiten" gegeben. Das Buch mit dem Titel "Entscheidungen. Mein Leben in der Politik" hatte Schröder nach seiner Amtszeit im Jahr 2006 veröffentlicht. Maschmeyer soll sich mit dem Geld die Buchrechte gesichert haben.
Maschmeyer, der den Finanzdienstleister AWD gegründet und im Jahr 2008 mehrheitlich an die Swiss-Life-Gruppe verkauft hat, hatte Schröder bereits im niedersächsischen Landtagswahlkampf 1998 unterstützt. Gleichzeitig berichtet der "Spiegel" von angeblich riskanten Produkten, bei denen Maschmeyers Unternehmen AWD hohe Provisionen kassiert und Anleger getäuscht habe. Interne AWD-Unterlagen, so der "Spiegel", würden belegen, dass den Anlegern hohe Renditen versprochen wurden. Obwohl die Anleger die Versprechungen und Risiken nicht einschätzen konnten, habe AWD geschlossene Fonds vermittelt. Kunden ab einem Nettoeinkommen von 1450 Euro im Monat wurden die Produkte angeboten. Während AWD bei der Vermittlung einer Lebens- oder Krankenversicherung im Durchschnitt etwa 275 Euro Gewinn gemacht habe, seien es bei der Vermittlung dieser Fonds-Produkte 1120 Euro gewesen.
Als AWD-Chef habe Maschmeyer den Bundeskanzler Schröder im Jahr 2002 persönlich kennengelernt. Laut "Spiegel" soll Schröder als Gast vor AWD-Führungskräften aufgetreten sein. Nach dem Bericht einer internen AWD-Mitarbeiterzeitung habe der Bundeskanzler gesagt: "Sie als AWD-Mitarbeiter erfüllen eine staatsersetzende Funktion. Sichern Sie die Rente Ihrer Mandanten, denn der Staat kann es nicht."
Unter der rot-grünen Regierung von Kanzler Schröder wurden Rente und Altersvorsorge in Deutschland grundlegend reformiert. Zusätzlich zur gesetzlichen Rente wurde eine private Rentenversicherung eingeführt, die der Staat bezuschusst: die Riester-Rente für Arbeitnehmer und die Rürup-Rente vornehmlich für Selbstständige.
Walter Riester war Arbeitsminister unter Schröder, Bert Rürup unabhängiger Wirtschaftsweiser. Die Riester-Rente dient dazu, Lücken auszugleichen, die entstehen, weil die gesetzliche Rente vielen im Alter nicht zum Leben reichen wird. Von der neuen Form der Altersvorsorge profitierten Privatversicherer, Banken und Finanzdienstleister wie AWD erheblich. Rürup hat nach seiner Emeritierung als Professor gemeinsam mit Maschmeyer eine Beratungsfirma für Finanzunternehmen gegründet, die MaschmeyerRürup AG.