Berlin. Den Ballsaal des Adlon-Hotels hatte der Droemer-Verlag für die Präsentation der ersten großen politischen Guttenberg-Biografie angemietet. Als er noch davon ausging, dass kein Geringerer als der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer die Laudatio halten würde. Der hat angesichts der Ereignisse vor fünf Tagen abgesagt. Dass es trotzdem relativ voll war, erklärte sich ein Kollege amüsiert mit dem "Guttenberg-Tourismus", der die Hauptstadtjournalisten wohl zurzeit umtreibe.
Nach dem Motto "Augen zu und durch" hat die Buchvorstellung also gestern in Berlin stattgefunden. Obwohl das 384-seitige Werk der beiden "FAZ"-Redakteure Eckart Lohse und Markus Wehner bei Erscheinen bereits Makulatur ist. Im Kapitel über den jungen Guttenberg - "Studienjahre: Bayreuth, München und ein bisschen New York" - findet sich erwartungsgemäß keine Erklärung dazu, warum er für seine Doktorarbeit so relativ weiträumig bei anderen abgeschrieben hat. Und aller Wahrscheinlichkeit nach liegen die Autoren auch mit ihrer Einschätzung daneben, was die weitere Karriere des schwer angeschlagenen Bundesverteidigungsministers anbetrifft. Denn davon, dass man Karl-Theodor zu Guttenberg die Kanzlerschaft zutrauen könne, kann ja wohl keine Rede mehr sein.
Mit 30 000 Exemplaren hat Droemer den Titel angedruckt. Vermutlich war das der - kostspielige - Grund, das Buch nicht zurückzuziehen beziehungsweise den Autoren zur Bearbeitung zurückzugeben.