Berlin. Nach den vereitelten Anschlägen mit Paketbomben aus dem Jemen hat sich der Chef der Sozialdemokratischen Fraktion im EU-Parlament, Martin Schulz, für europaweit verbindliche Vorschriften für Luftfracht ausgesprochen. "Wir brauchen für die Kontrollen des Luftfrachtverkehrs eine europäische Regelung", sagte der SPD-Politiker dem Abendblatt. "Auf internationaler Ebene ist eine Koordinierung des Weltluftfahrtverbands IATA dringend erforderlich", mahnte Schulz.
Es sei unverständlich, dass es bei der Sicherheit im Luftfrachtverkehr keine gemeinsamen Regeln gebe. "Einerseits werden Flugpassagiere weltweit schikaniert, müssen sich halb ausziehen, werden teilweise unsinnigen Kontrollen ihres Handgepäcks bis auf die Zahnpasta und das Rasierwasser unterzogen. Andererseits gibt es offensichtlich diese erstaunlichen Lücken und eine Laxheit bei den Kontrollen von Luftfracht." Das passe nicht zusammen. Unverständnis zeigte der Fraktionschef gegenüber der Bundesregierung, die den deutschen Luftraum für Flugzeuge aus dem Jemen gesperrt hat. "Von einseitigen Luftraumsperrungen wie gegen den Jemen halte ich nicht viel. Das ist Stückwerk und Aktionismus", so Schulz. Es müsse zumindest europäisch gehandelt werden. "Wir haben einen gemeinsamen Binnenmarkt mit gemeinsamen Regeln. Also brauchen wir auch gemeinsame Regeln für den Luftraum."
Die jemenitische Regierung kritisierte die Sperrung in Sanaa als übertrieben. Ein Sprecher äußerte "Bedauern und Erstaunen" über die Entscheidung Berlins und sprach von einer Kollektivstrafe. Die IATA forderte eine bessere Ausstattung der Flughäfen, um gefährliche Sendungen entdecken zu können. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) brachte den möglichen Abschuss von Frachtflugzeugen ins Gespräch.