Außenminister in Indien mit Absage an Multikulti konfrontiert
Neu-Delhi. Zum Abschluss seiner ersten Indien-Reise besuchte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) die Mahatma-Gandhi-Gedenkstätte in Neu-Delhi. Die Enkelin des Nationalhelden, Tara Gandhi Bhattacharjee, zeigte Westerwelle das Haus, in dem Gandhi die letzten Tage seines Lebens verbrachte, und die Stelle im Garten, an der er 1948 ermordet wurde.
Bei seinen Gesprächen zuvor hatte die Absage von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an eine multikulturelle Gesellschaft in Deutschland für Aufsehen gesorgt. Bei einem Treffen mit indischen Intellektuellen in Neu-Delhi wurde er erneut auf das Thema angesprochen. Westerwelle präzisierte, Zuwanderer müssten die Regeln Deutschlands beachten. "Wenn sie unsere Werte und Gesetze akzeptieren, dann können sie auch ihre ursprüngliche Kultur und Religion praktizieren."
Deutschland bemüht sich seit Jahren mit mäßigem Erfolg um Fachkräfte aus der aufstrebenden Wirtschaftsmacht Indien. Bereits am Montag war Westerwelle bei einer Pressekonferenz und bei einer Veranstaltung im Indischen Institut für Technologie auf Merkels Aussage angesprochen worden, wonach der "Ansatz für Multikulti" gescheitert ist. Westerwelle war mit Premierminister Manmohan Singh und Außenminister S.M. Krishna zusammengetroffen. Der Bundesaußenminister hatte die Atommacht Indien zu verstärkten Bemühungen bei der nuklearen Abrüstung aufgerufen.
Es wäre ein "sehr wichtiger Schritt nach vorn", wenn Indien das internationale Atomwaffen-Teststopp-Abkommen unterzeichnen würde, sagte Westerwelle in Neu-Delhi. Er bezeichnete das südasiatische Schwellenland als strategischen Partner Deutschlands.
Westerwelle hatte außerdem eine enge Abstimmung mit Indien für die Zeit des gemeinsamen nicht ständigen Sitzes im Uno-Sicherheitsrat ab dem 1. Januar 2011 vereinbart. Ein ursprünglich noch für gestern geplantes Treffen mit der Chefin der regierenden indischen Kongresspartei, Sonia Gandhi, fand nicht statt.