Bei manchen Nationalitäten gibt es auch in Hamburg mittlerweile mehr Weg- als Zuzüge
Hamburg. 487 000 Bürger in Hamburg haben einen Migrationshintergrund, rund 28 Prozent der Gesamtbevölkerung. Es spricht also einiges dafür, dass Menschen mit ausländischen Wurzeln sich in der Hansestadt wohlfühlen. Ein Blick auf die Zahlen des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein für das Jahr 2009 verrät aber, dass die Anzahl der Fortzüge aus der Hansestadt bei einigen Nationalitäten sogar höher ist als die der Zuzüge. So auch bei der größten Zuwanderungsgruppe, den Polen. Im vergangenen Jahr sind 4004 Menschen mit polnischer Staatsbürgerschaft nach Hamburg gezogen. Dem gegenüber stehen 4511 Polen, die die Hansestadt 2009 verlassen haben.
"Viele der Zuwanderer aus Polen gründen hier in Deutschland eine eigene Firma", sagt Magdalena Erdman, Konsulin des Generalkonsulats der Republik Polen in Hamburg. Ein paar Hundert seien Studierende, die für ihre Ausbildung nach Hamburg gekommen sind. Zudem würden viele Polen im Hafen arbeiten oder als Saisonarbeiter nach Hamburg kommen. Gründe für die Rückwanderung nach Polen sind ihrer Einschätzung nach hauptsächlich Firmengründungen im Heimatland. An zweiter Stelle stehen die Türken. 1905 von ihnen sind in 2009 nach Hamburg gezogen, fast ein Drittel mehr, 2914 Türken, haben jedoch die Hansestadt verlassen.
"Viele gehen für ihren Lebensabend in ihre Heimat zurück", sagt Jens Clasen, Geschäftsführer der Bürgerinitiative ausländische Arbeitnehmer e. V. "Aber auch die boomende Wirtschaft in der Türkei zieht viele Menschen wieder in ihre Heimat zurück. Einigen ist ein Job in ihrem Heimatland lieber als hier in Deutschland. Dort fühlen sie sich zu Hause." Die Zuwanderer seien nach Meinung Clasens zu einem großen Teil Eheleute, deren Partner bereits in der Hansestadt leben. "Es gibt auch viele Firmen, die Fachkräfte in der Türkei abwerben, beispielsweise für drei Jahre. Danach gehen sie wieder zurück", ergänzt Ali Yüce, Integrationsberater in Wilhelmsburg. "Etwa 60 Prozent der Zuwanderer stammen aus den türkischen Metropolen."
Nach den Polen und Türken belegen zunächst die Philippinen, dann die Bulgaren und zuletzt die Rumänen die Plätze in den Top fünf der Zuwanderungen in die Hansestadt. "Ich gehe davon aus, dass die Philippinen zu einem großen Teil für die Gastronomie und die Hotellerie nach Hamburg angeworben werden", sagt Josef Kirchner vom Internationalen Jugendmigrationsdienst in Bergedorf. Bei den Menschen aus Bulgarien und Rumänien sei die Lage noch einmal eine ganz andere, meint Jens Clasen. "Diese Menschen hoffen auf eine berufliche Besserstellung in Deutschland, besonders in Metropolen wie Hamburg." Als Handwerker würden sie hier wesentlich mehr verdienen als in ihrer Heimat.