Ex-Soldat stammte aus Owschlag in Schleswig-Holstein
Hamburg. Rouven B. war ein echter "Haudegen-Soldat", ein bodenständiger Kerl, wie ein Freund ihn beschreibt. Ein Unerschrockener, der auch nach seiner Bundeswehrlaufbahn in Krisengebiete reiste, um dort mit seiner Erfahrung über Sicherheit und Gefahrenabwehr Geld zu verdienen. Seit etwa eineinhalb Monaten arbeitete Rouven B. nach Aussage seines Bekannten Klaus Marker (Name geändert) im afghanischen Kundus für die US-Entwicklungshilfeorganisation USAID als Sicherheitsberater. Gestern wurde ihm dieser Job zum Verhängnis. Er starb, als die Taliban die Niederlassung der Organisation stürmten und Bomben zündeten. Marker - ebenfalls Sicherheitsexperte - fürchtet, dass Hinweise auf den Taliban-Anschlag nicht frühzeitig weitergegeben wurden. Im schleswig-holsteinischen Owschlag hinterlässt Rouven B. eine Ehefrau.
Als Gesellschafter einer Sicherheitsfirma mit Sitz im bayerischen Kasendorf hat Rouven B. weltweit Gefahrenanalysen für Privatpersonen und Unternehmen, Gefahrenabwehrpläne, Reiseplanungen, Vermittlungen und Verhandlungen bei Lösegeldforderungen und Personenschutz angeboten.
Spezialisiert war der ehemalige Marinesoldat dabei vor allem auf Hafensicherheit und Anti-Piraterie-Strategien. Checkpoint-Training, Speedbootabwehr, Schwachstellenanalyse - seine Präsentation auf dem Internetportal Xing klingt fast wie bei James Bond. Danach lagen seine Interessen in den Krisengebieten dieser Welt, vor allem in Afrika und dem Nahen Osten. Er schätzte die Analysen des Nahost-Experten Peter Scholl-Latour, interessierte sich für Militärgeschichte und fuhr gern Motorrad. Ende 2008 verließ Rouven B. nach zehn Jahren als Zeitsoldat die Bundeswehr. Zuletzt war er beim Feldnachrichtenzug unter anderem Spezialist in Informationsgewinnung. Er habe bei der Marine keine Perspektive mehr gesehen, meint sein Freund Klaus Marker - und sie deswegen in der Selbstständigkeit gesucht. Zuletzt sei er in Eckernförde stationiert gewesen.
Auf der Internetseite der FDP Owschlag sieht den Betrachter ein entschlossener junger Mann an. Dort engagierte sich Rouven B. im Ortsverband. Die Haare kurz, den Bart gestutzt, Augen geradeaus. Seine Parteifreunde wollten gestern nur seinen Tod bestätigen und sich aus Rücksicht auf seine Witwe nicht weiter äußern.