Präsidentschaftskandidat von SPD und Grünen rät zu Gelassenheit im Umgang mit gesellschaftlicher Säkularisierung
Berlin. Der Bundespräsidentschaftskandidat von SPD und Grünen, Joachim Gauck, hat die Kirchen zu mehr Glaubensmut aufgerufen. Christen dürften Angst nicht für den besten Ratgeber halten, sagte Gauck in Berlin. Zugleich warnte er vor einer Rückzugsmentalität. Sie helfe den Kirchen genauso wenig wie Imagepflege.
Dabei äußerte sich der 70-jährige Protestant auch zur aktuellen Missbrauchsdebatte: "Wenn Kirchen oder Christen schuldig geworden sind - wir haben das in der Stasidebatte erlebt, wir erleben das jetzt in ganz anderer Weise in der Missbrauchsdebatte -, lässt sich noch durch die beste Imagepflege kein Schaden heilen." Gauck verwies darauf, dass die Christen um Schuld wüssten, aber auch um Möglichkeiten der Umkehr, Reue und Verwandlung.
Mit Blick auf Tendenzen der Säkularisierung riet Gauck den Kirchen zu Gelassenheit. Eine Minderheitensituation der Christen finde er nicht erschreckend, sagte er. Aus DDR-Zeiten wisse er, dass die Treue zu den christlichen Werten "auch dann nicht infrage gestellt wird, wenn wir in die Minderheit geraten". Die Kirchen sollten ihr "Vertrauen nicht in Angst und Flucht setzen", sondern in das Ja zum Leben, so Gauck. Das sei keine Geschichte aus dem Mittelalter, sondern aus der Neuzeit, meinte der Präsidentschaftskandidat und verwies auf das Wort "Fürchtet Euch nicht!" von Papst Johannes Paul II. (1978-2005).