Vor dem Ausschuss sagten am Donnerstag bayerische Beamte aus, die mit den Ermittlungen zu den Morden an Kleinunternehmern befasst waren.
Berlin. Bayerische Ermittler sind dem Zwickauer Neonazi-Trio offensichtlich deshalb nicht auf die Spur gekommen, weil sie die Mörder von fünf Männern im Großraum Nürnberg vermuteten. "Im Moment sieht es so aus, dass an der Ungenauigkeit der abstrakten Täteranalyse eine genaue Verfolgung gescheitert ist“, sagte Wolfgang Wieland, Obmann der Grünen im Bundestags-Untersuchungsausschuss, am Donnerstag.
Vor dem Ausschuss sagten am Donnerstag bayerische Beamte aus, die mit den Ermittlungen zu den Morden an fünf Kleinunternehmern türkischer oder griechischer Herkunft in Bayern befasst waren. Die Taten werden der Terror-Zelle um Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zur Last gelegt. Sie sollen von 2000 bis 2007 insgesamt zehn Morde begangen haben.
Der ehemalige Leiter der bayerischen Sonderkommission "Bosporus“, Wolfgang Geier, erklärte, man sei von einem "möglichen Ankerpunkt Nürnberg“ ausgegangen – und zwar wegen einer Täteranalyse eines Profilers, die auch von einem rechtsextremistischen Zusammenhang ausgegangen sei. In Nürnberg habe es mit insgesamt drei Taten eine ungewöhnliche Häufung gegeben. "Eine Überprüfung aller in Deutschland befindlichen Rechtsextremisten wäre wohl schwierig gewesen“, sagte Geier auf die Frage, warum man sich auf Nürnberg fokussiert habe.
+++ Neue Vorwürfe gegen Ermittler bei Neonazi-Morden +++
Der Untersuchungsausschuss wollte an diesem Donnerstag drei bayerische Ermittler und einen Staatsanwalt befragen, um herauszufinden, warum die Spur trotz Hinweisen auf einen möglichen rechtsterroristischen Hintergrund nicht zum Zwickauer Trio führte.
Razzia wegen Rechtsterroristen in mehreren Bundesländern
Bei Ermittlungen gegen die Rechtsterroristen hat die Polizei am Donnerstag Wohnungen und andere Räume in mehreren Bundesländern durchsucht. "Hessen war betroffen“, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes in Wiesbaden. Weitere Angaben machte er nicht, weil die Bundesanwaltschaft zuständig sei.
Die Chefermittler in Karlsruhe bestätigten nach einem Bericht von "Spiegel online“, dass sich die Razzia auf Räumlichkeiten in Hessen, Thüringen und Sachsen erstreckt habe. In Hessen und Thüringen hätten Beamte des Bundeskriminalamts vor allem nach Spuren der Waffen gesucht, mit denen die NSU-Terroristen ihre Taten begingen.
Den inzwischen toten Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sowie ihrer mutmaßlichen Komplizin Beate Zschäpe wird der Mord an neun Männern türkischer und griechischer Herkunft und an einer Polizistin zur Last gelegt. Das Trio stammt aus Jena, lebte zuletzt aber in Zwickau. (dpa)