Das Ermittlungsverfahren gegen Wulff wegen des Verdachts der Vorteilsannahme ist laut einem Magazinbericht umfangreicher als bislang bekannt. So prüft die Staatsanwaltschaft Hannover nicht nur die Umstände von Wulffs Urlaub mit seiner späteren Frau Bettina in einem Nobel-Hotel auf Sylt 2007.
Hannover. Der Unternehmer Carsten Maschmeyer will auch nach dessen Rücktritt zu seinem Freund Christian Wulff stehen. „Freundschaften bewähren sich besonders in schwierigen Zeiten“, sagte der Gründer des Finanzdienstleisters AWD der „Bild am Sonntag“. Die Debatte um zu große Nähe zwischen Politik und Wirtschaft nannte der Unternehmer „absurd“ und sieht in ihr einen Grund für Politikverdrossenheit.
Maschmeyer zählt zu einem einflussreichen Kreis in Hannover aus Unternehmern, Politikern und anderen Persönlichkeiten. Er gilt als Freund sowohl von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) als auch von Wulff. Dieser machte kurz nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten 2010 Urlaub in einem Appartement Maschmeyers auf Mallorca. Wulff gestand das später nach öffentlicher Kritik als Fehler ein.
Das Ermittlungsverfahren gegen Wulff wegen des Verdachts der Vorteilsannahme ist indes laut einem Magazinbericht umfangreicher als bislang bekannt. So prüft die Staatsanwaltschaft Hannover nicht nur die Umstände von Wulffs Urlaub mit seiner späteren Frau Bettina in einem Nobel-Hotel auf Sylt 2007, wie das Nachrichtenmagazin „Focus“ am Samstag berichtete. Auch der Aufenthalt des Paares in einer Ferienwohnung auf der Nordseeinsel 2008 und zwei Übernachtungen im „Bayerischen Hof“ in München Ende 2008 könnten nach Ansicht der Fahnder als Vorteilsannahme gewertet werden.
Die Ermittler gingen laut einem internen Vermerk davon aus, dass „als Gegenleistung für ein allgemeines dienstliches Wohlwollen im Rahmen der Gestaltung des Medienrechts“ der Film-Unternehmer David Groenewold zur „vereinbarten Stimmungspflege“ für die Kosten aufkam, berichtete das Magazin weiter. Bei der Staatsanwaltschaft Hannover war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Wulff wegen des Verdachts der Vorteilsannahme in seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen. Wulff war am 17. Februar als Bundespräsident zurückgetreten, nachdem er über zwei Monate wegen umstrittener Hauskredite und seinen Kontakten zu Unternehmerfreunden in der Kritik stand. Einen Tag zuvor hatte die Staatsanwaltschaft beim Bundestag die Aufhebung seiner Immunität beantragt, um gegen Wulff ermitteln zu können.
Am Sonntag wählt die Bundesversammlung seinen Nachfolger. Es wird erwartet, dass der ostdeutsche Theologe Joachim Gauck mit großer Mehrheit im ersten Wahldurchgang zum neuen Staatsoberhaupt bestimmt wird. (dapd/dpa)