Berlin. Exportrekord, Jobwunder, reichlich Steuereinnahmen für den Staat - Arbeitsmarktreformen und Lohnzurückhaltung lassen Deutschland derzeit gut dastehen. Doch das Land dürfe sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, warnt jetzt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in einer neuen Studie. In ihr unterbreitet der Zusammenschluss von 34 Industriestaaten Vorschläge, was Deutschland tun muss, um einen wirtschaftlichen Abstieg zu verhindern:
Mehr arbeiten Der absehbare Mangel an Arbeitskräften ist aus Sicht der OECD die größte Gefahr für die deutsche Wirtschaft und den Lebensstandard seiner Bewohner. Deshalb müssten Ältere länger in Beschäftigung gehalten werden. Unternehmen sollen daher mehr in die Qualifizierung Älterer investieren, das auf 24 Monate verlängerte Arbeitslosengeld (für Menschen ab 58) müsse wieder abgeschafft werden. Die Entlohnung müsse stärker leistungsorientiert sein, weil altersbedingt steigende Löhne ältere Arbeitnehmer für Firmen teuer machen. Damit mehr Frauen in Arbeit kommen, müsse die Kinderbetreuung ausgebaut werden. Zudem, so die OECD, solle Deutschland sich stärker für Zuwanderer öffnen.
Neues Steuersystem Arbeit wird in Deutschland nach Einschätzung der OECD zu stark mit Steuern und Abgaben belastet, Konsum und Immobilien dagegen zu wenig. Deshalb schlägt die Organisation eine höhere Mehrwertsteuer und die Abschaffung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes vor. Das würde Mehreinnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe bescheren, damit ließe sich die Besteuerung von Arbeitseinkommen senken, was für mehr Wachstum sorge. Mehr Einnahmen könne der Staat auch mit höheren Steuern auf Immobilien erzielen. Die OECD schlägt vor, den Verkehrswert von Immobilien zu besteuern statt den deutlich niedrigeren Einheitswert. Zudem könnten die Hebesätze erhöht werden.