Vor dem Dreikönigstreffen der FDP sorgt der neue Parteigeneral Döring für Irritationen. Auch von Döring später dementierte Äußerungen über den zurückgetretenen Vorgänger Lindner sind wenig schmeichelhaft.
Berlin. Neue Unruhe in der FDP unmittelbar vor dem Dreikönigstreffen: Der künftige Generalsekretär Patrick Döring hat Parteichef Philipp Rösler als „Wegmoderierer“ bezeichnet – der Vizekanzler sei „kein Kämpfer“. Das sagte Döring laut einem Vorabbericht dem Magazin „Stern“. Später relativierte er seine Äußerungen. Die Darstellung, er habe seinem Vorgänger Christian Lindner einen Putschversuch unterstellt, wies Döring zurück. In einem vorliegendem Schreiben an Fraktion und Bundesvorstand erklärte Döring, seine Aussagen seien völlig aus dem Zusammenhang gerissen worden. Für entstandene Irritationen bat er um Entschuldigung.
In FDP-Kreisen wurde der Vorfall als wenig hilfreich vor den wichtigen Parteitreffen in Stuttgart bewertet. Dort will der unter Druck stehende Rösler am Freitag versuchen, in einer knapp einstündigen Rede der Partei einen Weg aus der Krise aufzuzeigen. Die FDP verharrt im Umfragetief: Im neuen Wahltrend von „Stern“ und RTL kommt sie nur auf drei Prozent. Döring soll Lindner laut „Stern“ vorgeworfen haben, vom Amt des Generalsekretärs nur deshalb zurückgetreten zu sein, um selbst zügig FDP-Chef werden zu können. „Er hat geglaubt, dass die Lage (...) so instabil ist, dass Philipp Rösler zurücktreten muss und dass die Partei ihn, den großen Intellektuellen, dann ruft.“
Lindner war Mitte Dezember zwei Tage vor dem für die FDP heiklen Mitgliederentscheid zum Euro-Rettungsschirm ESM überraschend von Bord gegangen. Er will am Dreikönigstreffen in Stuttgart teilnehmen. Im Gespräch mit der „Stuttgarter Zeitung“ erklärte Döring am Mittwoch, er habe nur verschiedene Motive für Lindners Rücktritt darlegen wollen, die in der Partei diskutiert würden. „Ich habe mir aber ausdrücklich keine der verschiedenen Deutungen zu eigen gemacht.“
Entwicklungsminister Dirk Niebel sagte der „Leipziger Volkszeitung“ (Donnerstag), Lindner habe in Zukunft noch alle Chancen in der FDP – selbst auf das Amt des Parteichefs. Weiter sagte Döring über Rösler, dieser sei „ein hervorragender Vorsitzender, aber vom Stil her eben kein Raufbold, sondern in erster Linie Stratege, auch Motivator und Moderator“. Im „Stern“ wiederum hieß es: „Dieses Jeder gegen Jeden ist mir auch zuwider, und ihm (Rösler) noch mehr.“
Dem Magazin sagte Döring, er wolle ein anderer Generalsekretär als Lindner sein. Er werde mehr Klartext reden. „Ich bin rhetorisch so geschult, nicht die Girlanden zu winden, sondern durchzumarschieren“, kündigte der derzeitige Bundesschatzmeister an. Döring muss im April auf dem Bundesparteitag der FDP in Karlsruhe noch gewählt werden.
In einem Gespräch erklärte er, der Wiederaufstieg der FDP solle in drei Etappen glücken. „Dreikönig, Bundesparteitag im April und die Schleswig-Holstein-Wahl im Mai.“ Der 38-Jährige forderte die Partei auf, sich auf Inhalte zu konzentrieren und alle Personalspekulationen einzustellen.
Viele Liberale halten Fraktionschef Rainer Brüderle für den eigentlich starken Mann in der FDP und zweifeln an der Führungsstärke Röslers. „Es gibt sicher eine andere Art, Politik zu kommunizieren und zu verkaufen. Aber ich habe das Gefühl, dass unsere Delegierten und Anhänger genau diese unterschiedlichen Tonalitäten sehr schätzen“, sagte Döring.
Döring hat die jüngsten Äußerungen des Bundespräsidenten zur Kreditaffäre und zu seiner Journalisten-Schelte begrüßt. «Es ist gut, dass Christian Wulff zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen heute öffentlich Stellung genommen und Fehler eingeräumt hat», sagte Döring. «Das war ein wichtiger Schritt.»
Der FDP-Generalsekretär sieht keinen Grund, weiter Wulffs Amtsführung infrage zu stellen. «Die öffentliche Debatte muss nach den eindeutigen Worten jetzt beendet werden», forderte Döring.
(dpa/abendblatt.de)