Düsseldorf. Ob Twitter, Facebook oder der eigene YouTube-Kanal - Parteien setzen in Wahlkampfzeiten immer stärker auf die interaktiven Werkzeuge des Web 2.0. Auch in Nordrhein-Westfalen hoffen CDU und SPD vor der Landtagswahl am 9. Mai auf den Obama-Effekt. Der amerikanische Präsident hatte es 2008 geschafft, mit seiner innovativen Internetstrategie ein Heer wertvoller Unterstützer um sich zu scharen. Doch Kommunikationsforscher der Uni Hohenheim kommen in einer Studie zu einem ganz anderen Schluss: Das Internet dürfte den geringsten Beitrag leisten, um den neuen Regierungschef in Nordrhein-Westfalen zu küren.
Was vom Internet-Wahlkampf wirklich übrig bleibt, ist nach Einschätzung von Studienleiter Thorsten Quandt ernüchternd. Trotz aller Web-Aktivitäten entpuppten sich Fernsehen und Zeitung weiterhin als wichtigste Informationsquelle der Wähler, fand der Kommunikationswissenschaftler in einer Analyse des Online-Bundestagswahlkampfs heraus. Nur ein Drittel der Bevölkerung hatte sich überhaupt über den Wahlkampf im Netz informiert - in den USA lag der Anteil nach der Präsidentschaftswahl 2008 bei 60 Prozent.
Die Amerikaner zeigten sich neuen Technologien gegenüber grundsätzlich aufgeschlossener. In Deutschland hänge man stärker an Traditionen, zu denen etwa auch das Schauen der guten alten "Tagesschau" gehöre, sagt Quandt. Wahlkampf im Internet sei sicherlich nicht falsch, dürfe aber auch nicht überschätzt werden, folgert der Wissenschaftler.