Hamburg. Die Befreiung des Hamburger Containerschiffs MS "Taipan" durch niederländische Marinesoldaten im Indischen Ozean wird von Fachleuten als besonderer Erfolg im Kampf gegen somalische Piraten bezeichnet. Insbesondere der Rückzug der 13-köpfigen Mannschaft des Frachtschiffs in eine sogenannte "Zitadelle", einen Schutzraum, erntet den Beifall der Experten. Es sei das erste Mal, dass auf diesem Weg die Verschleppung eines Frachtschiffs vor der Küste Somalias vereitelt wurde.
Bislang sei diese Taktik in der Bucht von Benin angewandt worden, zum Schutz vor nigerianischen Freibeutern, erklärte der Buchautor und Piraterie-Experte Eigel Wiese. Dort allerdings agierten die Piraten nach einer "Hit-rob-run-Taktik": angreifen, Beute machen, flüchten.
Im Gegensatz dazu nahmen somalische Piraten Schiffe und Besatzungen immer wieder als Faustpfand, um hohe Lösegelder zu erzwingen. Schutzräume wurden hier als wenig sinnvoll angesehen, da sie letztlich nicht über mehrere Tage Sicherheit böten.
Durch die Präsenz europäischer Marineeinheiten vor Somalia und deren jetzt schnellen Einsatz am Tatort verlören die Piraten ihren Zeitvorteil. Schaffe es die angegriffene Mannschaft, ihr Schiff fahruntüchtig zu machen, sich selbst in einem Schutzraum zu verstecken, und sei dann auch die Marine schnell in der Nähe, beständen gute Chancen, die Entführung abzuwenden. "Das ist ein deutliches Zeichen: Die Zeit der Wehrlosigkeit gegen Piraten ist vorbei", sagte Wiese.
Die Piraten hatten das Containerschiff der Hamburger Reederei Komrowski am Montagmittag 600 Seemeilen vor der somalischen Küste angegriffen. Derartige Überfälle auf hoher See seien ein Resultat der starken Militärpräsenz an der Küste, wo sich die Piraten nicht mehr sicher fühlten, erklärte Wiese. Eine Kommandoeinheit der niederländischen Fregatte "Tromp" hatte die "Taipan" gewaltsam befreit, dabei wurde ein Soldat verletzt.
Die Bundesregierung dankte den Niederlanden für die erfolgreiche Befreiungsaktion. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) lobte in einem Telefongespräch mit Amtskollege Maxime Verhagen "das wirkungsvolle Vorgehen" der niederländischen Marine. Auch die Reederei Komrowski würdigte den "mutigen Einsatz" mit einem herzlichen Brief an den Kommandanten der Fregatte.
Unterdessen droht eine neue bewaffnete Konfrontation mit Seeräubern vor Somalia. Ein Kriegsschiff der südkoreanischen Marine hat Kurs auf den am Wochenende gekaperten südkoreanischen Supertanker "Samho Dream" genommen und ihn mittlerweile eingeholt. Der mit 1,5 Millionen Barrel Rohöl beladene Tanker war unterwegs vom Irak in die USA, als Piraten die 24-köpfige Besatzung im Indischen Ozean überwältigten. Die Seeräuber haben mit ihrer Beute inzwischen Kurs auf die somalische Küste genommen.