Ostern 2010 ist anders. In vielen Gemeinden herrscht eher nachdenkliche Stimmung, manch einer mag sogar an Austritt denken.

Ostern 2010 ist anders. In vielen Gemeinden herrscht eher nachdenkliche Stimmung, manch einer mag sogar an Austritt denken, ausgerechnet am bedeutendsten Fest der Christenheit. Ursache dafür sind die in den vergangenen Wochen bekannt gewordenen Missbrauchsskandale.

Sexuell missbraucht, geschlagen oder psychisch gedemütigt werden Kinder am meisten in den eigenen Familien, von Verwandten, aber leider auch in privaten, staatlichen oder evangelischen Einrichtungen. Dass der jetzt landauf, landab diskutierte Skandal vor allem als Problem der katholischen Kirche erscheint, liegt an deren Umgang mit den Fällen. Da ist zum einen die moralische Fallhöhe, die eine zwei Jahrtausende alte Institution hat, die auf Nächstenliebe und Vergebung gründet - und deren Oberhaupt Unfehlbarkeit für sich beansprucht. Und da ist die Tradition, missliebige Angelegenheiten intern und ohne großes Aufsehen regeln zu wollen, weil sie den Ruf schädigen könnten - auch wenn es sich um Verstöße gegen Gesetze handelt, vor denen auch Priester gleich sind. Manche nennen das Vertuschen.

Die aktuellen Ereignisse haben zu einem Wandel in der katholischen Kirche geführt. Kardinäle und Bischöfe zeigen das, was die Kirche von ihren Sündern erwartet - Einsicht, Demut, Reue und Anteilnahme mit den Opfern. Das ist ein erster Schritt zu auf die Betroffenen, ein Eingeständnis von Fehlverhalten, das den Oberhirten bestimmt nicht leichtgefallen ist. Hinzu kommen müssen aber auch Maßnahmen, die künftig Verfehlungen erschweren und einen transparenten und gesetzeskonformen Umgang mit ihnen garantieren. Das Osterfest, das an Tod und Auferstehung Christi für die Sünden der Menschheit erinnert, ist ein idealer Zeitpunkt für die Ein- und gegebenenfalls Umkehr.