Berlin. Die kriselnde Vertriebenen-Stiftung stellt sich personell neu auf. Die Gremien sollen deutlich vergrößert werden, wie der Vorsitzende des Stiftungsrats, Kulturstaatsminister Bernd Neumann, gestern in Berlin nach einer Sitzung des Rats ankündigte. Für den wissenschaftlichen Beraterkreis würden auch Mitglieder aus Osteuropa gesucht, um dem Gedanken der Versöhnung Rechnung zu tragen. Neumann betonte, er rechne auch mit der Mitarbeit des Zentralrats der Juden, der zuvor mit Boykott gedroht hatte. Der Stiftungsrat habe einmütig beschlossen, seine Arbeit und damit die inhaltliche Diskussion fortzusetzen.
Vor gut einem Monat hatte Vertriebenen-Präsidentin Erika Steinbach (CDU) nach jahrelangem Streit endgültig auf einen Sitz im Stiftungsrat der Stiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" verzichtet. In den vergangenen Wochen waren eine tschechische Historikerin und eine deutsche Journalistin aus dem wissenschaftlichen Beirat zurückgetreten, zuvor bereits ein polnischer Wissenschaftler. Sie begründeten ihren Schritt mit einer "zunehmenden Politisierung" der Stiftung und der Debatte. Der Zentralrat der Juden als Mitglied des Stiftungsrats hatte mit Boykott gedroht, falls es keine Neuausrichtung der Stiftung gäbe.