Frankfurt/Rom. Papst Benedikt XVI. hat "mit großer Betroffenheit und tiefer Erschütterung" auf die Missbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen in Deutschland reagiert. Das erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, am Freitag nach einer Audienz im Vatikan.
Der Papst ermutige die Bischöfe, "den eingeschlagenen Weg der lückenlosen und zügigen Aufklärung konsequent fortzusetzen", sagte Zollitsch. Insbesondere bitte der Papst darum, dass die Leitlinien der Bischofskonferenz kontinuierlich angewendet und wo notwendig verbessert werden. "Papst Benedikt hat unseren Maßnahmenplan ausdrücklich gewürdigt", sagte Zollitsch nach der 45-Minuten-Audienz. Zugleich bat er die Opfer erneut um Vergebung. "Wir wollen die Wahrheit aufdecken, die Opfer haben ein Recht darauf." Er habe zudem die Glaubenskongregation über die von der Deutschen Bischofskonferenz gegen den Missbrauch eingeleiteten Schritte informiert, sagte Zollitsch weiter. Der Vatikan prüfe nun, ob er selbst universelle Normen für den Umgang mit solchen Fällen aufstellen solle, sagte Zollitsch. Bei dem Treffen in Rom handelte es sich eigentlich um einen Routinebesuch - das Thema Missbrauch stand jedoch angesichts der zahlreichen aufgedeckten Fälle im Mittelpunkt. Öffentlich schweigt der Papst aber weiter zu den Missbrauchsvorwürfen in seiner deutschen Heimat.
Dabei erreichte der Skandal jetzt auch sein früheres Bistum. 1980 hatte er in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising der Versetzung eines wegen Kindesmissbrauchs vorbelasteten Priesters für eine Therapie nach München zugestimmt. Aufgrund der Aktenlage müsse das Ordinariat davon ausgehen, dass damals bekannt war, "dass er diese Therapie vermutlich wegen sexueller Beziehungen zu Jungen machen sollte", hieß es. Der Geistliche sei dann jedoch "uneingeschränkt zur Seelsorge-Mithilfe in einer Münchner Pfarrei angewiesen" worden. Der frühere Generalvikar Gerhard Gruber (81) übernahm dafür die "volle Verantwortung" und bedauerte die Folgen. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte Freitagabend: Der Papst selbst "habe mit der Sache nichts zu tun". 1982 ging der damalige Kardinal Joseph Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation nach Rom.
Der wegen sexuellen Missbrauchs 1986 zu 18 Monaten Haft auf Bewährung und 4000 Mark Geldstrafe verurteilte Priester arbeitet weiter für die Kirche. Nach einer Psychotherapie ist er seit Oktober 2008 in Garching als Kur- und Tourismusseelsorger eingesetzt.