Bundesjustizministerin (FDP) hat im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen erneut engere Zusammenarbeit der katholischen Kirche mit der Justiz angemahnt.

Berlin. In der Vergangenheit seien Staatsanwaltschaften in zu wenigen Fällen eingeschaltet worden, sagte die Ministerin am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. „Das muss besser werden.“ Die derzeit noch gültige Richtlinie der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahr 2002 „zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche“ müsse geändert werden.

Unterdessen verteidigte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) das Vorgehen der Bundesregierung, zwei getrennte Runde Tische zum Thema sexueller Missbrauch zu organisieren.

In den Richtlinien gibt es keine Anzeigepflicht. Zur Zusammenarbeit mit den staatlichen Strafverfolgungsbehörden heißt es darin: „In erwiesenen Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger wird dem Verdächtigten zur Selbstanzeige geraten und ggf. das Gespräch mit der Staatsanwaltschaft gesucht. ... In erwiesenen Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger wird dem Verdächtigten – falls nicht bereits eine Anzeige vorliegt oder Verjährung eingetreten ist - zur Selbstanzeige geraten und je nach Sachlage die Staatsanwaltschaft informiert.“

Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann zeigte sich verständigungsbereit. Ackermann war am 25. Februar von der Deutschen Bischofskonferenz zum Beauftragen für Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche ernannt worden.

Er ließ allerdings erneut offen, ob die katholische Kirche dem Gesprächswunsch der Ministerin nachkommen werde. Sie hat den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zu einem Treffen am 25. März eingeladen. Dabei soll der Streit um die ihrer Meinung nach mangelhafte Aufarbeitung der Missbrauchsfälle seitens der Kirche beigelegt werden. Die Bischofskonferenz reagierte „überrascht“, wie Sprecher Matthias Kopp sagte. Man habe über die Medien von der Einladung erfahren. Zollitsch sei an dem Tag verhindert.

Dagegen war die Teilnahme an einem „Runden Tisch“ zum Thema sexueller Missbrauch, zu dem Familienministerin Schröder und Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) für den 23. April eingeladen haben, zugesagt worden. Dort soll das Thema nach Schröders Worten umfassender behandelt werden. Sexueller Missbrauch sei nicht nur ein Thema der Kirchen, sagte sie der „Financial Times Deutschland“ (Freitag). Probleme mit Kindesmissbrauch gebe es in unterschiedlichen Bereichen, in Internaten, in Sportvereinen, aber auch in der Familie selbst. „Mein Ziel ist eine Selbstverpflichtung von Einrichtungen wie Schulen und Vereinen, wie sie sich in konkreten Missbrauchsfällen zu verhalten haben.“ Deswegen werde man mit Vertretern von Familienverbänden, Internatsträgern, beider großen Kirchen, der freien Wohlfahrtspflege und Ärzten über Konsequenzen aus den jüngsten Missbrauchsfällen reden.