Frankfurt/Main. Die im Koordinationsrat der Muslime (KRM) zusammengeschlossenen islamischen Verbände erwägen, an der nächsten Islamkonferenz des Bundesinnenministeriums im Mai nicht teilzunehmen. Das teilten die Türkisch-Islamische Union (Ditib), der Islamrat, der Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ) und der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) mit.
Auslöser der Verstimmung: Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) will den Islamrat von der Konferenz suspendieren. Grund seien laufende Ermittlungsverfahren gegen führende Mitglieder der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs, der größten Mitgliedsorganisation im Islamrat. Ermittelt werde "hauptsächlich wegen Spendenbetrugs in erheblichem Umfang", ist aus dem Ministerium zu erfahren.
Der Islamrat lehnt eine Suspendierung jedoch ab. Der gesamte Koordinierungsrat müsse sich nun fragen, "ob wir in der Islamkonferenz fehl am Platz sind", sagte der ZMD-Vorsitzende Axel Ayyub Köhler in der "Frankfurter Rundschau". Es sei "völlig offen, ob und in welcher Form die islamischen Dachorganisationen teilnehmen". "Rein theoretisch ist alles möglich, auch ein Ausstieg aller vier Verbände aus der Islamkonferenz", sagte die ZMD-Sprecherin Nurhan Soykan.
Ob wirklich alle muslimischen Verbände aussteigen, ist aber noch offen. Sie wollen darüber am Freitag entscheiden, so der Ditib-Dialogbeauftragte Bekir Alboga.
Kritik üben die religiösen Verbände auch an der neuen Zusammensetzung des Plenums der Islamkonferenz. De Maizière will auch künftig "säkulare, verbandskritische Muslime" einbeziehen, da die Dachverbände nur etwa ein Viertel der Muslime in Deutschland vertreten. Zu den Plenumsteilnehmern gehören Vertreter des Bundes (6), der Länder (6) und Kommunen (4), fünf Dach- und Spitzenverbände der Muslime und zehn muslimische Einzelpersonen. Köhler monierte, die religiösen Verbände fühlten sich unterrepräsentiert. Zudem fehlten auf der Tagesordnung Themen wie Islamophobie und Diskriminierung, wozu auch "deutsche Kopftuchverbote" zählten.