Hamburg/Köln. Die Bundesbürger zahlen im Vergleich zu anderen Industrieländern deutlich mehr für ihre Medikamente. Dies kritisierte Pharmakontrolleur Peter Sawicki gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Studien über die Preisentwicklung zeigten, dass die Arzneimittelpreise in Deutschland um 30 Prozent höher seien als im Durchschnitt der Länder, die der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) angehörten. Als Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ist Sawicki Deutschlands ranghöchster Kontrolleur der Pharmaindustrie. Er gibt sein Amt im August auf.

Gestern wurde die Regierungskommission zur Reform des Gesundheitswesens eingesetzt, die sich auch mit Arzneimittelpreisen befasst. Die Rolle Röslers bei den Verhandlungen zwischen Pharmaunternehmen und Krankenkassen beurteilte Sawicki kritisch: "Ich fürchte, als Minister von der FDP wird er nicht streng genug gegen die Pharmaindustrie oder die Ärzte vorgehen."

Die Pharmakonzerne griff Sawicki noch schärfer an: "Die Hersteller machen aus einer eckigen Pille eine runde - und verkaufen die dann für mehr Geld." Seine Forderung: Die Krankenkassen sollen den Nutzen einer Arznei prüfen können, bevor sie mit den Herstellern über einen Preis verhandeln.

Gleichwohl hält er es nicht für ausgeschlossen, dass eine Senkung der Arzneimittelpreise gelingt. Anders als seine Vorgängerin Ulla Schmidt (SPD) müsse Rösler "nicht den Gegenwind der Opposition befürchten, wenn er echte Einschnitte auf Kosten der Industrie durchsetzt", so Sawicki. "Höchstens Gegenwind von seiner eigenen Partei, der FDP."