Berlin. Dicker hätte es nicht kommen können: Unmittelbar vor ihrem gestrigen Krisengipfel mussten die Liberalen gestern zur Kenntnis nehmen, dass sie in der Wählergunst gerupft dastehen. Zwei Drittel aller Deutschen finden es nur gerecht, dass die FDP in den Umfragen auf acht Prozent abgestürzt ist. Das ergab eine Emnid-Erhebung für "Bild am Sonntag". Begründung: Die Westerwelle-Partei mache Klientelpolitik.
Der FDP-Vorsitzende gab sich nach außen ungerührt. "Wenn ich nur populär hätte werden wollen, wäre ich Schlagersänger geworden", sagte Guido Westerwelle dem "Spiegel". Es gehe nicht darum, das Populäre zu machen, sondern das Richtige zu tun. "Und dann muss man dafür sorgen, dass es populär wird."
FDP-Generalsekretär Christian Lindner vertrat sogar die Ansicht, dass die FDP nicht für ihre Politik, sondern für deren langsame Umsetzung abgestraft werde. "Ungeduld und Veränderungswillen in der Bevölkerung habe ich unterschätzt", sagte Lindner der "Bild am Sonntag". Lindner kündigte an, dass seine Partei bereits im April einen Entwurf für die mit der Union verabredete Steuerreform vorlegen werde.
Die Antwort aus Nordrhein-Westfalen, wo Anfang Mai gewählt wird, kam prompt. "Das Wohl meiner Kommunen ist mir wichtiger als Steuerentlastungen, für die in Wahrheit kein Geld da ist", erklärte Ministerpräsident und CDU-Vize Jürgen Rüttgers dem "Spiegel".