Der Rückzug Oskar Lafontaines kam mit Ansage, mit einigen taktischen Verzögerungen und nicht ohne noch ein personelles Opfer in Gestalt des Bundesgeschäftsführers Dietmar Bartsch zu fordern.
Und es ist kein komplettes Verschwinden von der politischen Bühne. Auch als Fraktionschef im Saarland wird sich der mit allen Wassern gewaschene Polit-Profi Gehör verschaffen und Einfluss nehmen können.
Allgemein galt der ehemalige SPD-Vorsitzende und Finanzminister als Hindernis für eine weitere Annäherung von Sozialdemokraten und Linken. Den abrupten Abgang und das Wildern im Wählerpotenzial nimmt ihm seine frühere Partei ausgesprochen übel. Pro forma ist diese Hürde nun aus dem Weg. Doch noch zieren sich die meisten Beteiligten auf beiden Seiten - wegen tatsächlicher oder vermeintlicher programmatischer Unvereinbarkeiten.
Zur Eile besteht allerdings auch kein Anlass. Bis zum nächsten Bundestagswahlkampf sind es noch drei Jahre. Zeit genug, um Ansichten anzunähern. Die SPD beginnt bereits mit einem Abrücken von der ehemals gemeinsamen Afghanistan-Politik mit der Union. Ein Satz wie "Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt", den Peter Struck im Dezember 2002 als Verteidigungsminister prägte, dürfte heute keinem Sozialdemokraten mehr so flüssig über die Lippen kommen. Die Rente mit 67 und Hartz IV werden in den Reihen der SPD von Tag zu Tag unpopulärer. Und wenn die Linke ihre jetzt anstehenden Personalfragen geklärt hat, wird auch sie Zeit zur Neubewertung von Positionen und Machtoptionen finden. Realistisch gesehen bleiben SPD und Linker auch keine anderen Möglichkeiten. Wollen sich die einen nicht noch einmal in einer Koalition mit der Union verschleißen und die anderen nicht nur ewig Fundamental-Opposition spielen, müssen sie aufeinander zugehen.