Grünen-Chef Özdemir wird ahnen, dass sich seine Hoffnung auf vorgezogene Neuwahlen nicht erfüllen dürfte. Schwarz-Gelb hat eine gemeinsame Vorstellung davon, wie Deutschland modernisiert werden muss, um in der Welt zu bestehen.
Sobald sich die Kanzlerin zur Führung entschließt, werden die Turbulenzen in der Koalition nachlassen.
Die Herausforderung, die sich den Grünen zu ihrem 30. Geburtstag stellt, hat Özdemir gleichwohl richtig benannt: sich vorzubereiten auf das Regieren. Dabei können die Grünen von der FDP lernen - nämlich, wie man es nicht machen soll. Die Westerwelle-Partei agiert, als sei sie von ihrem Wahlerfolg überrascht worden. Sie hat im Koalitionsvertrag ihre Steuersenkungsideologie verankert, die angesichts der Haushaltskrise aus der Zeit gefallen scheint.
Für die Grünen wird es darauf ankommen, drei Grundfragen zu klären. Wer die Partei in die Zukunft führt, lautet die erste. Nach dem Abtritt des Patriarchen Fischer ist der Generationswechsel ausgeblieben. Fischers einstige Kabinettskollegen Trittin und Künast geben weiter den Ton an. Talentierter Nachwuchs, der für eine Öffnung und Modernisierung der Grünen steht, zögert. Die zweite Frage: Was ist das Alleinstellungsmerkmal grüner Politik, wenn schon der CDU-Umweltminister redet, als sei er von Greenpeace? Und die dritte: Können sich die Grünen davon befreien, Mehrheitsbeschaffer einer strauchelnden SPD zu sein? Zwar regieren sie in Hamburg und dem Saarland mit der CDU, doch sind sie seit dem Machtverlust 2005 programmatisch eher nach links gerückt. Ob die Basis eine schwarz-grüne oder schwarz-gelb-grüne Bundesregierung mittragen würde, ist zweifelhaft.
Die Grünen müssen, um Regierungsfähigkeit zu erlangen, einen weiteren Weg zurücklegen als die FDP.