Berlin. Nun ist es offiziell: Der 30 Jahre alte Christian Lindner ist neuer Generalsekretär der Liberalen. "Einstimmig" war der Bundesvorstand am Montagvormittag seinem Personalvorschlag gefolgt - auf diese Feststellung legte der Bundesvorsitzende Guido Westerwelle Wert.
Kein Wunder, gab es in den vergangenen Tagen doch parteiintern manch kritische Stimme, nachdem sich abgezeichnet hatte, dass Westerwelle den Aufsteiger, dem er "Frische" und "Erfahrung" attestiert, zu sich in die Berliner Parteizentrale holen wollte. Denn Lindner ist neben Westerwelle und dessen Vize Andreas Pinkwart nun schon der dritte Nordrhein-Westfale, der bei den Liberalen ein Spitzenamt bekleidet.
Doch was in Landesverbänden wie Baden-Württemberg und Niedersachsen vereinzelt mit Argusaugen gesehen wurde, ist aus Westerwelles Perspektive sogar ein Wettbewerbsvorteil. Denn Lindner soll sich von Berlin aus zunächst intensiv um den Landtagswahlkampf in NRW kümmern, der Anfang 2010 beginnt. Für den Politologen, den der Parteivorsitzende seit Jahren kennt und schätzt (O-Ton Westerwelle: "Eines der größten jungen Talente, die die FDP hat"), kein Problem: Lindner kennt die Situation vor Ort wie kaum ein Zweiter, schließlich war er in NRW seit 2004 ehrenamtlicher Generalsekretär.
Lindner tritt in der Parteizentrale an der Berliner Reinhardtstraße in der gleichen Funktion die Nachfolge von Dirk Niebel an, der mit dem Wechsel der FDP in die Bundesregierung zum Entwicklungsminister avanciert ist. Westerwelle machte gestern klar, dass er sich von Lindner grundsätzlich vor allem eines erhofft - inhaltliche Impulse.
Lindner, der bereits mit dem FDP-Gesundheitsminister Philipp Rösler ein Buch zur liberalen Wertedebatte veröffentlicht hat, will die Parteizentrale zur "Denkfabrik" machen. Mit den Arbeiten zum neuen Grundsatzprogramm wird im kommenden Jahr begonnen, Lindner soll die Debatte moderieren.
Der aus Wermelskirchen stammende Liberale ist seit 2007 Mitglied im FDP-Bundesvorstand, seit September auch Bundestagsabgeordneter. Er führt das Amt zunächst kommissarisch und muss im April von einem ordentlichen Parteitag gewählt werden.
Westerwelle sagte, sein neuer Generalsekretär solle dafür sorgen, dass die FDP trotz notwendiger Kompromisse in der Regierungszeit mit eigener Programmatik zur Geltung komme und mit ihrer eigenen Handschrift wahrgenommen werde. Lindner selbst sprach von einem "herausfordernden Amt in spannenden Zeiten".
Westerwelle verteidigte es gestern erneut, dass er sich mit der Benennung der Personalie so viel Zeit gelassen habe. Die "Gesetze der innerparteilichen Demokratie" hätten es erforderlich gemacht, die Sitzung des Bundesvorstands seiner Partei abzuwarten. In der FDP war deshalb aber Unruhe entstanden.
Lindners neuer Konterpart, die SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, gratulierte in einer ersten Reaktion denn auch gleich der ganzen Partei dazu, "dass sie endlich das Amt des Generalsekretärs neu besetzen konnte".