Berlin/Brüssel. Angesichts wachsenden Widerstands gegen den Afghanistan-Einsatz in Deutschland bemühen sich die USA um eine Entspannung der Debatte. Washington wolle die Bundesregierung nicht unter Druck setzen, sagte der US-Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan, Richard Holbrooke, dem "Handelsblatt".
Nach Angaben von Nato-Sprecher James Appathurai wollen mehr als 20 Länder zusätzliche Soldaten an den Hindukusch schicken.
Holbrooke erklärte, Washington sei über die Resonanz der neuen Afghanistan-Strategie von Präsident Barack Obama sehr erfreut. "Wir sind sehr dankbar für die deutliche Unterstützung", erklärte der US-Sondergesandte in Brüssel. Dem "Handelsblatt" sagte Holbrooke, die USA wollten keinen Druck auf Berlin ausüben: "Es bleibt den Deutschen selbst überlassen, über das weitere Vorgehen zu entscheiden." Zuvor hatten mehrere Medien berichtet, Washington erwarte eine Aufstockung der deutschen Truppen um 2000 Soldaten.
US-Präsident Obama hatte die Ankündigung der Entsendung von 30 000 weiteren amerikanischen Soldaten für Afghanistan mit einer Abzugsperspektive ab Mitte 2011 verknüpft. Nato-Sprecher Appathurai warnte in diesem Zusammenhang vor Missverständnissen: "Niemand wird 2011 komplett abziehen", sagte er. Es gehe um eine allmähliche Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen. Die Nato-Staaten und die übrigen an der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf beteiligten Länder müssten deshalb mehr Militärausbilder bereitstellen.
Gegenwärtig sind nach Angaben von Isaf-Sprecher Eric Tremblay 62 Ausbilder-Teams zur Schulung der afghanischen Streitkräfte (ANA) im Einsatz. Benötigt würden aber 41 weitere, wenn die ANA bis Oktober 2010 wie geplant auf 134 000 Soldaten anwachsen solle. Ein Ausbilder-Team bestehe aus rund 25 ausländischen Soldaten, allein für diese Aufgabe würden rund 1000 Mann mehr benötigt. Wie viele der bislang in Aussicht gestellten Soldaten als Ausbilder infrage kommen, ist nach Angaben Appathurais noch unklar. Noch größere Lücken klaffen bei der Polizeiausbildung.