Das erste Opfer eines Krieges, so heißt es, sei die Wahrheit. Doch das allererste Opfer ist meist der Operationsplan. Wie im Fall des Bombardements in Kundus, bei dem die im Prinzip richtige Entscheidung, in einem Krieg akute Gefahren von der Bundeswehr abzuwenden, in einem Desaster mit zivilen Opfern endete.
Offenbar war die politische und militärische Führung der Bundeswehr frühzeitig über zivile Opfer informiert, hat dies aber tagelang verschwiegen. Damit liegt ein fundamentales Versagen an der Spitze unserer Streitkräfte vor. Die Bundeswehr hat den Prinzipien unserer Demokratie zu folgen, zu denen auch Wahrhaftigkeit und Informationspflicht gegenüber den zuständigen Parlamentsausschüssen und der Justiz zählen.
Der neue Verteidigungsminister Guttenberg hat zügig und hart gehandelt - wohl auch wissend, dass dieser Skandal mit jedem Tag des Zögerns wie schleichendes Gift irgendwann auch ihn erfassen könnte. Mit Generalinspekteur Schneiderhan und Staatssekretär Wichert sind die militärisch und administrativ Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen worden. Der politisch Verantwortliche ist der damalige Verteidigungsminister Jung. Seine Verteidigungsrede gestern Abend im Bundestag war getränkt von Selbstgerechtigkeit und mangelnder Einsicht in eigene Fehler. Jung streitet ab, dass er frühzeitig Bescheid über die Toten von Kundus wusste und dies verschwiegen hat. Doch gab es darüber Berichte, die er hätte lesen können.
War Jung tatsächlich ahnungslos, dann hatte er seinen Laden nicht im Griff. Franz Josef Jung ist ein honoriger Mann, war aber mit dem Amt des Verteidigungsministers überfordert. Es ist natürlich kurios, von einem Politiker den Rücktritt als Arbeitsminister für Versäumnisse als Verteidigungsminister zu fordern. Für das Ansehen von Bundeswehr und Bundesregierung wäre ein Rücktritt aber das Beste.