In den Erklärungsversuchen der SPD, weshalb die Bundestagswahl zu einem deprimierenden Ergebnis führte, taucht ein Argument immer wieder auf.
In den Erklärungsversuchen der SPD, weshalb die Bundestagswahl zu einem deprimierenden Ergebnis führte, taucht ein Argument immer wieder auf: die eingeschränkte Machtoption. Einen sozialdemokratischen Kanzler hätte es nur geben können, wenn sich die FDP entgegen ihren Ankündigungen zu einem Ampelbündnis bereit gefunden hätte. Oder wenn die SPD von ihrer Zusage abgerückt wäre, 2009 noch nicht mit der Linkspartei zu koalieren.
Rot-Rot im Bund will die SPD inzwischen nicht mehr ausschließen. Dafür schreitet ihre Entfremdung von den Grünen voran - jener Partei, ohne die den Sozialdemokraten auf mittlere Sicht allenfalls die Junior-Rolle in einer Bundesregierung bliebe. Schwarz-Grün in Hamburg und nun Schwarz-Gelb-Grün im Saarland haben Sigmar Gabriel zu der öffentlichen Feststellung gebracht, die Ökopartei sei nicht mehr der traditionelle Partner der Sozialdemokratie. Aus den Worten des neuen Vorsitzenden spricht begründete Enttäuschung, die seiner Partei allerdings nicht weiterhilft.
Die Bundeskanzlerin verhält sich geschickter. Sie bereitet ihre Partei schrittweise darauf vor, nach der nächsten Bundestagswahl mit FDP und Grünen zu regieren, sollte es zu einer Neuauflage von Schwarz-Gelb nicht reichen. Es ist kein Zufall, dass Angela Merkel immer mehr Verfechter einer schwarz-grünen Annäherung - Hermann Gröhe, Ronald Pofalla und Norbert Röttgen sind prominente Beispiele - in führende Positionen von Partei und Regierung befördert.
Im gegenwärtigen Fünfparteiensystem nehmen die Grünen die strategische Schlüsselstellung ein. Wenn die SPD zur nächsten Bundestagswahl wieder eine Option auf das Kanzleramt haben will, muss sie die Grünen von Neuem für sich gewinnen. Ein beleidigter Parteivorsitzender ist da eher hinderlich.