Endlich sagt mal jemand die Wahrheit - und zwar so, dass sie auch jeder versteht! Das werden sich viele sagen, die die Worte des Neuköllner Bezirksbürgermeisters Heinz Buschkowsky oder des Bundesbankvorstands Thilo Sarrazin vernehmen.
Die Unterschichten versaufen und verrauchen ihre Stütze. Die Ausländer unter ihnen ziehen zudem ihre mittellose Verwandtschaft nach. Auf keinen Fall sollte ihnen also Bares in die Hand gegeben werden, allenfalls Gutscheine. Und es sollte lieber in Kindereinrichtungen investiert werden als in das Betreuungsgeld.
Im Prinzip haben sie recht. Aber eben nur im Prinzip. Zum einen ist es hochgradig ungerecht, alle Empfänger staatlicher Transfers über einen Kamm zu scheren. Außerdem benutzen die beiden das Betreuungsgeld, um den grundsätzlichen Streit zwischen Konservativen und Linken zu befeuern, ob Kinder besser bei der Mutter oder in öffentlichen Einrichtungen aufgehoben seien. Diese Frage sollte aber den Familien überlassen bleiben.
Das eigentliche Problem liegt auch viel tiefer. Viele der ehemaligen Gastarbeiter und des alteingesessenen Prekariats waren früher einfache Arbeiter. Deren Jobs gibt es heute nicht mehr - jedenfalls nicht in Deutschland. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich alle Regierungen auf eine altrömische Brot-und-Spiele-Politik konzentriert. Geld für den Lebensunterhalt und 24 Stunden am Tag Fernsehen für die Belustigung. Wenigstens ist das unblutiger als Tierhatz und Gladiatorenkampf. Arbeit und Lebensperspektiven entstehen so nicht.
Buschkowsky und Sarrazin haben Gefallen daran gefunden, durch kräftige Wortwahl Aufmerksamkeit in der Republik zu erregen. Verantwortliche Politik darf sich aber nicht in der Problembeschreibung erschöpfen, sie muss Lösungen bieten. Und da herrscht auf breiter Front Fehlanzeige.