Linksparteichef Oskar Lafontaine bleibt seinem Ruf als sprunghafter und bisweilen unzuverlässiger Politiker treu. Als SPD-Finanzminister geflüchtet, zur Linken übergelaufen, dort den Fraktionsvorsitz niedergelegt und nun auch mit Rückzugsgedanken im Saarland.
Berlin. Da ist es schon beinahe folgerichtig, dass er die konstituierende Sitzung des Bundestages gestern geschwänzt hat. Er zog es stattdessen vor, in seinem Urlaub zu bleiben. Auch bei der Wiederwahl von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) heute und der Vereidigung der Minister im Bundestag wird Lafontaine nicht dabei sein, wie Fraktionssprecher Hendrik Thalheim auf Anfrage mitteilte. Er wies aber den Vorwurf der Grünen als "völligen Unsinn" zurück, wonach Lafontaines Verhalten eine "gröblichste Missachtung des Wählerauftrags" sei. Thalheim hob hervor: "Der Bundestag ist für vier Jahre gewählt und nicht für die konstituierende Sitzung."
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast kritisierte, dass Lafontaine "die ungestörte Fortsetzung seines Urlaubs wichtiger war als der erste Tag der Arbeitsaufnahme im Bundestag". Lafontaines Fehlen im Bundestag bezeichnete Künast in der "Leipziger Volkszeitung" "als Unverschämtheit seinem Wählerauftrag gegenüber". Das zeige wieder einmal, "dass es dem Herrn nur immer um sich selbst geht".