Es ist prinzipiell das gute Recht des CDU-Politikers Norbert Lammert, ARD und ZDF für ihre Programmpolitik zu schelten.
Dass die Sender statt der konstituierenden Sitzung des Bundestages am Dienstag die Komödie "Schaumküsse" (ARD) sowie die Serien "Alisa - Folge deinem Herzen" und "Bianca - Wege zum Glück" (ZDF) zeigten, muss man nicht gut finden. Problematisch an Lammerts Kritik ist aber, dass er sie nicht als Privatier, sondern als Bundestagspräsident vorgebracht hat.
Er hat dies genau einen Monat vor der Sitzung des ZDF-Verwaltungsrats getan, in der über die Verlängerung des Vertrags von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender entschieden wird. Den unbequemen Journalisten wollen Lammerts Parteifreunde loswerden. Ist es ein Zufall, dass der Bundestagspräsident ausgerechnet jetzt die Chefredaktionen von ARD und ZDF schilt? Als jemand, der das zweithöchste Amt im Staate bekleidet, sollte gerade Lammert wissen: Oberstes Prinzip bei ARD und ZDF muss Staatsferne sein.