Er geht aufs Ganze. Die FDP, hat Guido Westerwelle gesagt, stehe nach dem Wahltag nur für eine einzige Koalition zur Verfügung: die mit der Union. Schwarz-Gelb oder nichts. “Dieses Wort gilt!“
Berlin. Es steht also viel auf dem Spiel für die Liberalen, die nach elfjähriger Abstinenz endlich wieder mit am Kabinettstisch sitzen wollen. Und für den Parteivorsitzenden geht es um alles. Wenn es dieses Mal nicht klappt, muss Westerwelle damit rechnen, über kurz oder lang ausgewechselt zu werden.
Seit 2001 führt der 47-Jährige die FDP. Unter seiner Leitung haben die Liberalen fast überall und fast immer Zugewinne erzielt. In den Kommunen, in den Ländern, im Bund, in Europa. Aber alle Erfolge machen die Angst vor dem Sonntag nicht kleiner. Man könne, heißt es hinter vorgehaltener Hand besorgt, sich schließlich auch zu Tode siegen.
Guido Westerwelle lässt solche Bedenken nicht an sich herankommen. Im Gegenteil. Er ahne, dass die schwarz-gelbe Mehrheit am Ende "größer" sein werde, "als mancher denkt", hat er in der zurückliegenden Woche verkündet. Und dazu das eiserne Westerwelle-Lächeln gelächelt, das die, die ihn nicht verknusen können, immer noch mehr gegen ihn aufbringt.
Westerwelle steht für Steuersenkungen. "Ihre Arbeit muss sich wieder lohnen!" - das ist sein Hauptwahlkampfslogan. Einer eventuellen Ampelkoalition hat er eine klare Absage erteilt, "weil die Programme von SPD und Grünen zu mehr Belastungen der Bürger führen". Als "Mehrheitsbeschaffer für Rot-Grün", so Westerwelle, stünden die Liberalen deshalb nicht zur Verfügung. Inzwischen glauben ihm das sogar fast schon jene, die in der FDP lange einen reinen Opportunistenverein gesehen haben.
Schwarz-Gelb oder nichts. Mit sich selbst hat der Bonner Jurist auch große Pläne. Außenminister will er werden. Dazu passen die eleganten dunklen Anzüge, die dezenteren Krawatten und die fast schon staatstragenden Töne. Das böse Wort vom "Leichtmatrosen", mit dem Edmund Stoiber Westerwelle einst belegte, ist nahezu vergessen.
Der neue Westerwelle macht auch keine Mätzchen mehr. Vorbei die Zeiten, in denen er sich selbst zum Kanzlerkandidaten ausrief, im "Guido-Mobil" herumkurvte und eine gelbe 18 unter die Schuhsohlen klebte.
Schwarz-Gelb oder nichts? Der FDP-Parteitag hat am vergangenen Wochenende einstimmig für die Festlegung auf eine Koalition mit der Union votiert. In den Tagen danach ist es Westerwelle wichtig gewesen, immer wieder darauf hinzuweisen. Das war ein Signal an die Partei. Es sollte heißen: Wenn es am Sonntag schiefgeht, ist es Guido Westerwelle nicht alleine gewesen.