Die psychischen Folgen seines Skiunfalls hat Dieter Althaus versucht zu verdrängen. Wegen der juristischen Folgen - er ist in Österreich wegen fahrlässiger Tötung rechtskräftig verurteilt - wollte er sein Amt nicht aufgeben.
Physisch hat er lange versucht, so zu tun, als sei er ganz wiederhergestellt. Seine Parteifreunde haben das Spiel bis zum vergangenen Wahlsonntag mitgespielt.
Dann kam der Einbruch per Stimmzettel. Das Opel-Werk in Eisenach in Gefahr, die Zukunft angesichts der Krise allgemein unsicher, seit Langem kein politischer Erfolg mehr - vor allem in den Städten liefen die Wähler scharenweise zur Konkurrenz über. Althaus, seine Partei und sein Netzwerk aus katholischen Getreuen aus dem Eichsfeld wurden in die Realität zurückgeholt. Und seitdem wurde das Rumoren in der zweiten und dritten Reihe der Thüringer CDU immer vernehmlicher. Schließlich geht es jetzt nicht mehr nur um den Stuhl des Ministerpräsidenten, sondern um jede Menge Posten und Pöstchen, die an der Regierungsmacht im Lande hängen. Die wiederum lässt sich nur gemeinsam mit der SPD erhalten, die jedoch partout nicht mit dem bisherigen Regierungschef weitermachen wollte.
Und schließlich geht es auch um die Optionen der Bundespartei am 27. September. Angela Merkel, deren Vertrauter Althaus ist, kann mit Sicherheit kein Interesse an rot-rot-grünen Signalen vor der Bundestagswahl aus Thüringen haben. Eine Große Koalition ist nun auch in Erfurt möglich. Der Wahlschaden für die CDU ließe sich im erträglichen Rahmen halten. So ist Althaus am Ende an schnöder Polit-Arithmetik gescheitert, musste unter Druck und im Dienste seiner Partei den Posten räumen. Mehr als ein halbes Jahr hatte er gezögert. Nun ging es ganz schnell. Spät, aber nicht zu spät - für ihn und seine Partei.