Sigmar Gabriel hat sein Thema gefunden. Der SPD-Umweltminister nimmt die Panne im AKW Krümmel zum Anlass, die Bundestagswahl zur Abstimmung über die Atompolitik zu machen.
Auf den ersten Blick ein kluger Schachzug. Schließlich wollen CDU und CSU einige Meiler im Falle eines Wahlsiegs länger als bisher geplant laufen lassen.
Ein Wahlkampfschlager wird die Atomkraft dennoch nicht. Selbst in der Union sprechen manche nur noch von einer Brückentechnologie. Außerdem: Warum kommt Gabriel erst jetzt mit seinen Vorschlägen, anfällige Atomkraftwerke früher abzuschalten und die Aufsicht der Meiler auf Bundesebene zu bündeln? Dieser Aktionismus ist wenig glaubwürdig. Am 27. September werden die Wähler zudem ganz andere Sorgen haben. Erst im Herbst wird auf dem Arbeitsmarkt die Wirtschaftskrise richtig sichtbar. Sollte dann die Atompolitik wider Erwarten noch eine Rolle spielen, profitieren davon höchstens die Grünen. Sie waren es bekanntlich, die unter Schröder den Atomausstieg forcierten.