Die Polizei hat im vergangenen Jahr erstmals seit 1999 weniger Gewalttaten in Deutschland registriert - allerdings gab es mehr Körperverletzungen auf der Straße.
Berlin - Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte bei der Vorlage der Kriminalstatistik 2008 gestern in Berlin: "Deutschland ist ein sicheres Land - auch im internationalen Vergleich." Entwarnung könne aber nicht gegeben werden, denn die Zahl der polizeilich festgestellten Kriminalitätsfälle bleibe mit 6,1 Millionen hoch. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), sagte, bei der Gewaltkriminalität gebe es noch keine Trendwende.
Die zentralen Ergebnisse der Statistik im Überblick:
Gewaltkriminalität allgemein: Die Zahl der Gewaltdelikte ist 2008 um 3,2 Prozent gesunken. Insgesamt wurde 210 949 Straftaten registriert, jede dritte (32,9 Prozent) wurde unter Alkoholeinfluss verübt. Noch deutlicher war mit 5,9 Prozent der Rückgang der Jugendgewalt.
Körperverletzung, Mord, Vergewaltigung: Bei den meisten Gewalttaten handelt es sich um schwere oder gefährliche Körperverletzung (151 208 Fälle, minus 5,7 Prozent) sowie Raub, räuberische Erpressung oder räuberische Angriffe auf Kraftfahrer (49 913 Fälle, minus 5,7 Prozent). Auch Mord und Totschlag gingen zurück (2266 Fälle, minus 3,5 Prozent), ebenso wie Vergewaltigung und sexuelle Nötigung (7292 Fälle, minus 2,9 Prozent).
Straßenkriminalität: Die Zahl brutaler Übergriffe auf Straßen oder Plätzen ist gegen den Trend spürbar angestiegen. Die Kriminalstatistik weist 72 904 Fälle gefährlicher und schwerer Körperverletzungen im öffentlichen Raum aus. Das ist ein Zuwachs von 9,1 Prozent im Vergleich zu 2007. Zugleich stiegen auch die registrierten Fälle von Sachbeschädigungen in diesem Bereich, und zwar um 6,6 Prozent auf 148 909 Delikte.
Diebstahl: Die Zahl der registrierten Diebstähle sank auf ein Rekordtief. 2443 280 Fälle (minus 4,6 Prozent) bedeuten die niedrigste Fallzahl seit Bestehen der gesamtdeutschen Statistik.
Sexueller Missbrauch von Kindern: Offiziell weist die Statistik 12 052 Fälle aus. Das ist ein Rückgang um 5,6 Prozent und damit der niedrigste Wert seit 1993.
Betrug: Die Polizei registrierte 887 906 Betrugsfälle (minus 2,7 Prozent).
Computerkriminalität: Einen sprunghaften Anstieg gab es beim Ausspähen und Abfangen von Daten. Die Polizei verzeichnete hier 7727 Fälle, was einem Plus von 60 Prozent entspricht. Die Experten führen dies in erster Linie auf die zunehmende Nutzung des Internets beim Onlinebanking und Internetshopping zurück. Deutlich zurückgegangen ist dagegen die Softwarepiraterie (1854 Fälle, minus 37,8 Prozent).