Der SPD-Hoffnungsträger und seine Frau übten sich im Showformat. Die Einschaltquote für Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender ist jedoch noch steigerbar.
Berlin. Es müssen gleich drei Wünsche auf einmal gewesen sein, die die Strategen aus der SPD-Parteizentrale ihrem Spitzenkandidaten für diesen TV-Auftritt mit auf den Weg gegeben hatten: Sich von seiner menschlichen Seite präsentieren, zugleich das Staatsmännische betonen - und nebenbei trotzdem wichtige Wahlkampfpunkte sammeln. Kein Wunder, dass Frank-Walter Steinmeiers erster Auftritt mit seiner Ehefrau Elke Büdenbender in der ZDF-Talkshow von Johannes B. Kerner gestern Abend mit Spannung erwartet wurde.
Steinmeier arbeitet mit Nachdruck daran, sein Image als eher nüchterner Technokrat abzustreifen - da konnte er sich die Einladung nicht entgehen lassen. Büdenbender, die Steinmeier schon in Studienzeiten kennen- und lieben lernte, machte keinen Hehl daraus, dass ihr das Leben unter den Argusaugen der Öffentlichkeit nicht leichtfällt. Gemessen daran gab die Verwaltungsrichterin aber einigermaßen farbige Einblicke in das Leben mit dem Außenminister, der in diesen Wochen oft erst nachts um halb vier nach Hause komme. Nach dieser Sendung wissen wir nun also immerhin: Frau Büdenbender übernimmt sämtliche Kleidungseinkäufe für ihren Mann. Sie zwingt ihn morgens, das gemeinsame Ritual des Frühstücks mit der Tochter einzuhalten - und hält ihn im Übrigen für einen "ganz ausgezeichneten Politiker".
Der schröderte in seinen besten Momenten jedenfalls drauflos, was das Zeug hielt. Verteidigte ganz nach dem Vorbild des Altkanzlers mit Verve sein Engagement für Opel. Bekundete, auch mit dem Vorwurf leben zu können, die von der SPD forcierte Staatshilfe für große deutsche Konzerne sei nur dem Wahlkampf geschuldet. Er habe es jedenfalls als seine "patriotische Pflicht" angesehen, er fühle als Sozialdemokrat seine "Verantwortung für die Menschen". Den ganzen "Schmus der Kommentierungen" solle man mal beiseitelassen. Auch für den angeschlagenen Karstadt-Konzern Arcandor gelte: Er dürfe nicht deshalb bluten, weil bereits Opel geholfen wurde und nun an einem zweiten großen Unternehmen das Exempel statuiert werden müsse, dass es auch anders gehe.
Als Kerner ihn mit Straßenumfragen konfrontiert, in denen kaum ein Passant sein Porträtfoto erkennt, reagiert er eher hölzern ("Mein Image ist inzwischen ziemlich entfaltet, ich kontrolliere das ja auch"). Überraschend spontan und schlagfertig ist er hingegen, als Kerner ihn mit verschiedenen Namen konfrontiert und um Kurzkommentare bittet. Oskar Lafontaine? "Wird bei mir nie Minister." Guido Westerwelle? "Wäre bei mir im Kabinett Außenminister", wirbt er unverhohlen für die vom Chef-Liberalen verschmähte Ampel-Koalition. Das Rücktrittsangebot von seinem Gegenspieler, dem Wirtschaftsminister zu Guttenberg? "Mir hat er den nicht angeboten, vielleicht hatte er Angst, dass ich annehme."
Auch Büdenbender kann sich in solchen Momenten ausschütten vor Lachen, beginnt aber zu referieren, wenn sie die Vorzüge Steinmeiers als Politiker beschreiben soll: "Er geht auf Menschen zu, sucht das Gespräch, setzt zielstrebig Dinge um", und überhaupt sei er der "ideale Kanzler". Bei so viel Zuspruch aus dem engsten Kreis lässt sich Steinmeier auch nicht von Umfragen irritieren, wonach nur gut zehn Prozent der Deutschen glauben, er könne den Job besser als Angela Merkel: "Auf Augenhöhe zu kommen", das sei das Wichtigste. Und inzwischen vollbracht, meint er.
Im ZDF schauten zu vorgerückter Stunde 1,12 Millionen Menschen zu. Der Marktanteil lag bei 11,4 Prozent. Das ist für einen Kanzlerkandidaten noch steigerungsfähig.