Wenige Tage vor Beginn der Bonner Klimakonferenz haben Umwelt- und Entwicklungsorganisationen von den Industriestaaten ein eindeutiges Bekenntnis zum Klimaschutz gefordert.

Bonn/Berlin/Paris - Die dringend erforderlichen Maßnahmen dürften nicht an den Industriestaaten und fehlendem Geld scheitern, erklärten Vertreter des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Entwicklungshilfeorganisation Oxfam in Berlin. Es sei "ökonomischer Schwachsinn", den schon begonnenen Klimawandel zu ignorieren, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. "Die Folgen des Klimawandels werden uns arm machen."

Hintergrund sind die vollkommen unterschiedlichen Vorstellungen über Reduktionsziele sowie Klimaschutzmaßnahmen und deren Finanzierung. Dabei weichen die Vorstellungen zwischen Europäischer Union, Entwicklungsländern, kleineren Inselstaaten sowie den anderen Industrieländern wie den USA, Kanada, Australien und Japan deutlich voneinander ab.

Am 1. Juni beginnt in Bonn die möglicherweise entscheidende Vorkonferenz für ein umfassendes Uno-Klimaschutzabkommen, das im Dezember in Kopenhagen unterzeichnet werden soll. Es soll das 1997 verabschiedete Kyoto-Protokoll ersetzen, das Ziele für 37 Industrieländer bis 2012 festgeschrieben hatte.

Konkret sprechen sich BUND und Oxfam dafür aus, als Ziel die globale Erwärmung auf "unter plus zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau" festzuschreiben. Dazu müssten die weltweiten Treibhausgas-Emissionen spätestens bis 2015 sinken und 2050 zu mehr als 80 Prozent unter dem Niveau von 1990 liegen. Falls bis spätestens 2015 keine Trendumkehr bei den globalen Treibhausgas-Emissionen erfolge, könnte der Klimawandel für große Teile der Erde zu einer "irreversiblen und sich selbst beschleunigenden Katastrophe werden", sagte Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig.

Die EU zum Beispiel will dagegen die globalen Treibhausgas-Emissionen erst ab 2020 sinken lassen und bis 2050 um mindestens 50 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990.

Eine Blockadehaltung von Industriestaaten und Entwicklungsländern gefährdet nach den Worten von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) das geplante Post-Kyoto-Abkommen. "Es wird weiterhin Mikado gespielt. Jeder meint, verloren zu sein, wenn er sich zuerst bewegt", sagte Gabriel vor Abschluss einer Klimakonferenz in Paris. Die 17 Länder mit dem größten CO2-Ausstoß waren dort seit Montag zusammengekommen, um den Kopenhagener Gipfel vorzubereiten.