Bundespräsident will die Krise mit einer neuen ökologischen Revolution überwinden.
Berlin
"Wir können stolz sein auf das Erreichte." Mit diesen Worten würdigte Bundespräsident Horst Köhler die vergangenen 60 Jahre der Bundesrepublik Deutschland. Die obersten Repräsentanten des Landes waren gestern zu einem Staatsakt im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt zusammengekommen, um das Jubiläum der Staatsgründung zu feiern. An sie, aber auch an die "lieben Landsleute" wandte sich Köhler in seiner Rede, die einen kurzen Abriss der jüngsten Geschichte lieferte. Er erinnerte an die Herausforderungen, denen sich die Deutschen stellen mussten, und an die Spaltung des Landes. Während es den Menschen im Westen relativ gut ging, entstand im Osten eine Diktatur, so Köhler. Dennoch: "Die meisten in der DDR haben ihr Leben mit Anstand gemeistert."
Dank der Hilfe unzähliger Menschen in Ostdeutschland sei die "Überwindung der Diktatur" gelungen. Allerdings noch nicht vollendet: "Mit der Einheit ist es wie mit der Demokratie: Sie ist nie fertig." Für die Zukunft forderte der Bundespräsident einen ähnlichen gesellschaftlichen Kraftakt zur Bewältigung der Wirtschaftskrise: "Wir können unsere Freiheit nutzen, um die Krise zu meistern."
Benötigt würden Verhältnisse, die den Einzelnen ermutigten. Für die Zukunft forderte Köhler eine neue ökologische Revolution, die zu einem neuen "Wirtschaftswunder der Nachhaltigkeit" führen könnte. Deutschland habe gute Chancen, dabei eine führende Rolle in der Welt einzunehmen. Erfüllung und Zufriedenheit sollten aber auch daran gemessen werden, wie viel Mitmenschlichkeit und Zuwendung es in der Gesellschaft gebe, betonte Köhler. Er sprach sich für eine "Politik mit langem Atem" aus und verlangte, mit Mut in die Zukunft zu schreiten: "Als deutsche Patrioten, als gute Europäer, als Bürger der einen Welt."
Zu den 1400 Gästen im Konzerthaus gehörten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) samt ihrem Ehemann Joachim Sauer, Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sowie u. a. Bundesminister wie Frank-Walter Steinmeier (SPD), Wolfgang Schäuble (CDU), Olaf Scholz und Brigitte Zypries (SPD), die Ministerpräsidenten Roland Koch (Hessen, CDU), Peter Müller (Saarland, CDU) und Matthias Platzeck (Brandenburg, SPD) und nicht zuletzt die Altbundespräsidenten Walter Scheel, Richard von Weizsäcker und Roman Herzog. Wegen der heutigen Bundespräsidentenwahl wurde der Staatsakt am Tag vor dem eigentlichen Jubiläum gefeiert.