Sie hoffen auf eine stille Nacht: 6600 Bundeswehrsoldaten feiern Weihnachten dort, wo der himmlische Frieden auf Erden bedroht ist - in Afghanistan, in Afrika, auf dem Balkan, vor der Küste Somalias und des Libanon sowie in Georgien.
Hamburg. Sie hoffen auf eine stille Nacht: 6600 Bundeswehrsoldaten feiern Weihnachten dort, wo der himmlische Frieden auf Erden bedroht ist - in Afghanistan, in Afrika, auf dem Balkan, vor der Küste Somalias und des Libanon sowie in Georgien. Besinnung, familiäre Harmonie, Freude unter den Menschen? Für die Soldaten lautet der Tagesbefehl: Frohe Weihnacht.
Bei 35 Grad im Schatten kommen weihnachtliche Gefühle kaum auf. "Auch der Glühwein schmeckt nicht wirklich gut", sagte Korvettenkapitän Christoph Kohlmorgen dem Abendblatt. Der 34-Jährige aus Wilhelmshaven ist in Dschibuti stationiert. 20 Soldaten bilden dort das logistische Rückgrat für jene Bundeswehrsoldaten, die vor der Küste Somalias im Anti-Pirateneinsatz sind. Gewiss, er wäre lieber zu Hause, bei seiner Familie, seiner Freundin, aber Kohlmorgen weiß das Privileg durchaus zu schätzen, dass er an Land eingesetzt ist. Mit besten Telefonverbindungen nach Deutschland.
Das ist bei den 220 Kameraden an Bord der Fregatte "Karlsruhe" im Golf von Aden anders. In den Gewässern am Horn von Afrika haben auch Handys keinen Empfang. Doch Kommandant Hans Kuhfahl bietet am Heiligen Abend jedem Besatzungsmitglied die Möglichkeit, per Satellitentelefon seinen Lieben ein frohes Fest zu wünschen.
Die Funktion des Weihnachtsmannes an Bord hat die Feldpost übernommen. 500 Weihnachtspäckchen sind auf dem Schiff eingetroffen. Es gibt sogar einen Tannenbaum, zwei Meter groß und weihnachtlich geschmückt. Und das Festmahl besteht aus Kartoffelsalat und Würstchen. Für Michael P. wird an diesem Fest zum ersten Mal die Bordgemeinschaft zur Ersatzfamilie. Das erste Weihnachten ohne seine Verlobte und ohne seine dreijährige Tochter. "Ich freue mich jetzt schon riesig, beide wiederzusehen", sagte der 24-jährige Obermaat dem Abendblatt. Bis Februar wird es allerdings dauern, bis die "Karlsruhe" wieder in Wilhelmshaven einläuft.
In Prizren im Kosovo beginnt der Heilige Abend mit einem Feldgottesdienst am Nachmittag. 2100 Bundeswehrsoldaten sind hier im Einsatz. Zum Fest gibt es Lachs im Blätterteig oder Gänsekeule. "Wir sind vor allem dankbar, dass es hier derzeit ruhig ist", sagt Fregattenkapitän Ingo Neuwirth (47).
In Afghanistan ist das anders. Hauptmann Sven Schulze vom 18. deutschen Einsatzkontingent Isaf im nordostafghanischen Faisabad vermisst vor allem seine Familie. In diesen Tagen sei jeder Soldat mit seinen Gedanken bei den Angehörigen. "Wir versuchen, ein normales Weihnachtsfest zu feiern - so weit das eben möglich ist, denn unser Einsatzauftrag ruht ja an Feiertagen nicht; auch dann sind wir draußen unterwegs, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten." Es wird einen Gottesdienst und ein Krippenspiel geben. Und nicht ohne Stolz sagt der Offizier: "Wir haben sogar zwei Weihnachtsbäume hier, der große vor dem Stabsgebäude ist rund zehn Meter hoch, geschmückt mit Kugeln und Lametta." Hauptmann Schulze, seit November in Afghanistan, wird im März nach Deutschland zurückkehren.