Silvana Koch-Mehrin, Europaabgeordnete der FDP, hat ihre Kritik am Umgang von Europaparlamentariern und Mitarbeitern mit Prostituierten bekräftigt.
Hamburg/Straßburg. Silvana Koch-Mehrin, Europaabgeordnete der FDP, hat ihre Kritik am Umgang von Europaparlamentariern und Mitarbeitern mit Prostituierten bekräftigt. Es sei eine allgemein bekannte Tatsache, dass zu den monatlichen Plenarsitzungen des Europäischen Parlaments mehrere Tausend Menschen nach Straßburg kämen - "auch Prostituierte verzeichnen in diesen Tagen ihren größten Umsatz". In einem Brief an ihre 784 EU-Kollegen, der dem Hamburger Abendblatt vorliegt, verweist die 38-Jährige darauf, dass "auch die Einwohner von Straßburg dies als Problem wahrnehmen".
Es gebe bereits Bürgerinitiativen, die gegen den Straßenstrich in der Nähe des Parlamentsgebäudes protestierten.
Bereits in der vergangenen Woche hatte Koch-Mehrin mit Aussagen zu Ausschweifungen am französischen Parlamentssitz für Wirbel gesorgt. "Die Sitzungstage sind wie Ausflüge ins Landschulheim nach dem Motto: Hier sieht mich keiner, hier kann ich machen, was ich will", sagte die Liberale der "Bunten". Die Prostituierten in Straßburg seien keine Randerscheinung. "Die Straßen sind voll von ihnen. Man kann sich dem Anblick gar nicht entziehen." Koch-Mehrin schlug erneut die Abschaffung des EU-Parlamentssitzes in Straßburg vor. Worte, die im Parlament für Ärger sorgten. Der Vorsitzende der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP), Joseph Daul, forderte Koch-Mehrin zu einer "öffentlichen und offiziellen" Entschuldigung auf. Sie habe die Abgeordneten "beschmutzt und beleidigt". Der Chef der Grünen-Fraktion, Daniel Cohn-Bendit, sprach von einer "dümmlichen Sauberkeitskampagne" - entsprungen aus den "Fantasien von Frau Koch-Mehrin".
Die FDP-Politikerin entgegnet in dem Brief, es sei "bemerkenswert und auch traurig", dass man sich über ihr Zeitschrifteninterview mehr aufrege als über "allgemein bekannte Tatsachen". Koch-Mehrin stellt auch klar, dass sie die Gefühle von niemandem habe verletzen wollen. Gleichzeitig bekräftigt sie: "Dem hohen Ansehen unseres Parlaments wird geschadet, wenn wir nichts unternehmen."