Der Satz passte perfekt zum Totensonntag. 2009 werde vermutlich “ein Jahr schlechter Nachrichten“ verkündete die Kanzlerin in der “Welt am Sonntag“.

Der Satz passte perfekt zum Totensonntag. 2009 werde vermutlich "ein Jahr schlechter Nachrichten" verkündete die Kanzlerin in der "Welt am Sonntag". Wenn es noch eines Sargnagels für das beginnende Weihnachtsgeschäft bedurft hätte, dieser Satz aus dem Kanzleramt könnte es gewesen sein. Wie schon Anfang Oktober, als Angela Merkel der überraschten Öffentlichkeit mitteilte, ihre Ersparnisse seien sicher, und damit nur Ängste schürte, fehlt der Kanzlerin erneut das Gespür für Krisenkommunikation. Gerade jetzt ist die richtige Rhetorik gefragt. Keiner verlangt von der Kanzlerin, dass sie das Land gesundbetet - aber sie darf die Konjunktur auch nicht totreden.

Welcher Trainer würde seine Mannschaft auf ein schlechtes Jahr 2009 einschwören, welcher Lehrer so seine Schüler motivieren, welcher Arzt seinem Patienten diese Botschaft überbringen? Das muss auch die Kanzlerin beherzigen - gerade jetzt. Waren nach Erhards Einschätzung 50 Prozent der Konjunktur Psychologie, sind es nun eher 75 Prozent.

Unternehmer müssen die Hoffnung haben, dass diese Krise rasch vorübergeht, sonst droht eine Kettenreaktion. Und den Verbrauchern, auf denen in diesen Tagen die Hoffnungen der Volkswirte ruhen, muss man die Angst nehmen, schon bald weder Geld noch Haus, noch Auto zu besitzen. Diese Angst würgt die Binnennachfrage ab. Zudem kann die CDU nach den fatalen Sätzen aus dem Kanzleramt auch ihre Überlegungen zu Steuersenkungen sofort beenden: Das Geld würde in Zeiten der Angst sicher nicht in den Konsum, sondern nur aufs Konto oder unter das Kopfkissen fließen.

Wie es anders gehen kann, zeigt ein Politiker, der noch nicht einmal im Amt ist. Barack Obama warnt zwar auch, gibt seinen Landsleuten aber gleichzeitig ein Jobversprechen und macht damit den Mut, den die Menschen derzeit nötiger haben denn je.