Der Börsengang der Deutschen Bahn wurde angesichts der Finanzmarktkrise verschoben. Eine Umfrage des Abendblatts ergab, dass die drei...

Hamburg. Der Börsengang der Deutschen Bahn wurde angesichts der Finanzmarktkrise verschoben. Eine Umfrage des Abendblatts ergab, dass die drei Eisenbahnergewerkschaften Transnet, GDBA und GDL davon ausgehen, dass die Teilprivatisierung auch in diesem Jahr nicht mehr stattfindet. Das Abendblatt sprach mit dem Vize-Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Norbert Quitter:


Hamburger Abendblatt:

Halten Sie einen Börsengang der Bahn vor der Bundestagswahl noch für realistisch?

Norbert Quitter:

Nein. Wir begrüßen es, wenn der Börsengang verschoben wird. Die GDL hält die Bahn grundsätzlich nicht für börsenfähig. Es gibt nur noch zwei kurze Zeitspannen im März und April, wenn der Jahresgeschäftsbericht vorliegt, die sich für einen Börsengang eignen würden. Danach wird der Bahnbörsengang mit Sicherheit wieder zum politischen Spielball und kaum mehr durchsetzbar sein. Denn 78 Prozent der Bevölkerung wollen keinen Börsengang - und die meisten der Eisenbahner ohnehin nicht.



Abendblatt:

Warum ist die Bahn nicht börsenfähig?

Quitter:

Die Strukturen stimmen nicht. Es ist bis heute nicht geklärt, wie stark der Einfluss eines Investors sein wird. Der Sanierungsdruck bei der Bahn ist bereits seit 14 Jahren sehr hoch. Tausende Arbeitsplätze wurden abgebaut. Der Renditedruck wird voraussichtlich mittelfristig zum weiteren Abbau von Strecken führen.



Abendblatt:

Welchen Erlös müsste eine Teilprivatisierung bringen?

Quitter:

Mindestens rund acht Milliarden Euro. Alles deutlich darunter käme einer Verschleuderung von Volksvermögen gleich. Ein Erlös von nur 3,5 Milliarden Euro ist indiskutabel.



Abendblatt:

Inwieweit belasten die technischen Probleme der ICE-Züge die Börsenfähigkeit?

Quitter:

Es gibt bei der Bahn unverändert Schwachstellen wie die Achsenproblematik der ICE-Züge, aber auch die Pünktlichkeit generell und die Regelung der Fahrgastrechte. Ohne gute Lösungen in diesen Punkten ist die Bahn nicht börsenfähig.