Die nächsten Ärztestreiks und Praxisschließungen stehen an. Sollten sich Kassen und niedergelassene Mediziner nicht auf neue Honorare einigen,

Hamburg. Die nächsten Ärztestreiks und Praxisschließungen stehen an. Sollten sich Kassen und niedergelassene Mediziner nicht auf neue Honorare einigen, dürften in vier Wochen auch in Hamburg und ganz Norddeutschland viele Türen verschlossen und die Ärzte auf der Straße beim Protest zu finden sein. "Man sollte unsere Wut nicht unterschätzen", sagte der Hamburger HNO-Arzt Dirk Heinrich, Vorsitzender der Gemeinschaft fachärztlicher Berufsverbände. "Wenn am Ende des Monats klar ist, wo der Punktwert liegt, wird jeder streiken."

Die wichtigsten Ärzteverbände scheinen zu allem bereit und setzen die Verhandlungen am 27. August als Ultimatum für eine Lösung oder den Beginn von Streiks. Mit dabei sind Kassenärztliche Bundesvereinigung, Hartmannbund und auch die kleine, aber ideenstarke Freie Ärzteschaft, die schon gegen die elektronische Gesundheitskarte und Verstaatlichung im Gesundheitswesen zu Felde zog. Die Freie Ärzteschaft betonte, dass auch Patientenvereinigungen sie unterstützen.

Im Honorarstreit wird auch der Ton deutlich schärfer. "Wie Gegner" würden sie behandelt, ärgerte sich der Chef des Hartmannbundes, Kuno Winn, über die Kassen. Deren Sprecher sagte, die Verhandlungen seien weiter offen und sollten auf der Basis des Schlichterspruchs fortgesetzt werden. Die Kassen argumentieren: Werden die Arzthonorare weiter erhöht, steigen auch die Beitragssätze.

Die werden ohnehin Ende des Jahres von der Politik neu festgelegt. Am Ende könnte auch Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) über die Honorare entscheiden, falls sich Kassen und Ärzte nicht einigen. Was in den von der Politik versprochenen 2,5 Milliarden Euro an Extrahonoraren enthalten ist, darüber streiten Ärzte und Kassen weiter. Die Ärzte wollen ohnehin 4,5 Milliarden Euro zusätzlich.

"Ich arbeite 60 Stunden die Woche", sagte der Hamburger Arzt Heinrich. Wenn ich nur noch ein Drittel bezahlt bekomme und nur ein Drittel arbeiten würde, kann ich viele Leistungen nicht mehr erbringen. Dann gibt es noch längere Wartelisten für die Patienten." Die Kassen würden mit dem statistischen Mittelwert von 120 000 Euro Jahreseinkommen für einen Praxisarzt argumentieren, was für Heinrichs Praxis in Horn mit wenig Privatpatienten nicht zutreffe. "Wenn Sie mir diese Summe überweisen, wäre ich glücklich."