Berlin/Tel Aviv. 60 Jahre nach der Gründung Israels will Bundeskanzlerin Angela Merkel die Beziehungen Deutschlands zum jüdischen Staat noch weiter ausbauen. Am Sonntag reist Merkel dazu für drei Tage nach Israel, um die Grundlage einer Kooperation zu schaffen, die der mit europäischen Partnern nahekommt. Dabei wird sie am Dienstag als erster ausländischer Regierungschef überhaupt im israelischen Parlament - der Knesset - in Jerusalem eine Rede halten.
Tags zuvor werden auf Initiative der Kanzlerin auch erstmals in der Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen gemeinsame Beratungen von deutschen und israelischen Ministern stattfinden. Die Treffen sollen der Auftakt zu jährlichen Regierungskonsultationen sein, wie sie bislang nur mit engen europäischen Partnern und Russland gepflegt werden. Die Regierungen wollen dabei auch eine Reihe von konkreten neuen gemeinsamen Projekten vorstellen, auch in Wissenschaft und Forschung. Von deutscher Seite wollen auch Außenminister und Vize-Kanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) und sechs weitere Ressortchefs anreisen.
Nach Darstellung der Bundesregierung widmet sich diese "besondere Reise" der "Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft". Die Regierungskonsultationen seien ein "Zeichen der Normalisierung" und Ausdruck der besonderen Qualität des Verhältnisses, sagte ein Regierungsvertreter. Merkel sei die erste Regierungschefin, die auf Einladung Israels zu Beginn der 60-Jahr-Feiern in das Land kommt. Das wurde als Zeichen besonderer Sympathie für die Kanzlerin ausgelegt. Der Staat Israel wurde am 14. Mai 1948 ausgerufen.
Anders als bei ihren ersten beiden Nahost-Reisen im Januar 2006 und April 2007 wird Merkel trotz der zugespitzten Lage im Friedensprozess zwischen Israel und Palästinensern nicht mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zusammenkommen. Die Bundesregierung begründete dies mit dem Charakter der Reise, die sich wegen des Jahrestages der Staatsgründung nur auf Israel konzentriert.
Von israelischer Seite wurde dem Besuch hohe Bedeutung zugemessen. Der israelische Botschafter in Berlin, Yoram Ben-Zeev, sprach in der der "Leipziger Volkszeitung" von der "wichtigsten deutschen Regierungsvisite seit vielen, vielen Jahren" in seinem Land. Er hob die Intensivierung der deutsch-israelischen Kooperation bei der politischen und wirtschaftlichen Stabilisierung der Palästinensergebiete hervor. Große Erwartungen hege Israel auch bei der vermittelnden Rolle Deutschlands, um Israel sehr viel stärker als bisher den Weg nach Europa zu ebnen, sagte Ben-Zeev. Die Tatsache, dass Merkel, die an der Spitze einer großen mitreisenden Ministerdelegation stehe, vor der Knesset und auch auf Deutsch reden dürfe, sei "auch eine symbolische Geste, aber mit großer praktischer Bedeutung". Bislang hatten nur der Bundespräsident Johannes Rau im Jahr 2000 und 2005 sein Nachfolger Horst Köhler vor der Knesset gesprochen. 1984 hatte auch Kanzler Helmut Kohl im Parlamentsgebäude gesprochen, aber nicht vor dem Plenum.