Kommentar

Als "anti-imperialistischen Schutzwall" rechtfertigten die Kommunisten den Bau der Berliner Mauer vor 46 Jahren. Doch der innerdeutsche Grenzwall brachte nicht Schutz, sondern Leid, Elend und viele Mauertote. Die Berliner Mauer war das Symbol des Kalten Krieges.

Pünktlich zum Jahrestag des Mauerbaus zaubert die Birthler-Behörde nun ein Papier hervor, das den Schießbefehl an der Mauer bestätigt. Doch zugleich muss die Behördenchefin Marianne Birthler einräumen, dass dieses Dokument zwar brisant, aber nicht so neu ist, und nährt damit den von vielen gehegten Verdacht, dies sei eine gezielte PR-Kampagne, um den Erhalt ihrer Behörde zu sichern. Kritiker werfen ihr seit Langem Schlampigkeit im Umgang mit Stasi-Akten vor. Sollte es denn tatsächlich eine gezielte Aktion gewesen sein, so war sie sicherlich wenig zielführend und ungeschickt. Überflüssig ist die Birthler-Behörde deswegen aber noch lange nicht.

Auch knapp 18 Jahre nach dem Fall der Mauer ist die Aufarbeitung des brutalen DDR-Regimes nicht abgeschlossen. Erst jetzt finden viele Menschen Kraft, ihre Vergangenheit zu hinterfragen. Die Zahl der Anträge auf Akteneinsicht stieg im vergangenen Jahr um 20 Prozent. 97 000 Bürger, darunter viele Westdeutsche, wollten wissen, ob sie Opfer der Stasi geworden sind.

In der SED-Diktatur wurden Menschenrechte systematisch mit Füßen getreten. Die geschaffenen Gräben sind auch heute noch nicht zugeschüttet. 60 Prozent der Bundesbürger glauben, dass die Menschen in Ost- und Westdeutschland kein gemeinsames Volk sind. Die DDR ist keine bloße historische Fußnote. Deshalb braucht es Menschen, die diese Geschichte gründlich aufarbeiten. Das tut die Birthler-Behörde.