Beamte, Richter und Berufssoldaten arbeiten wieder länger. Anteil der Frühpensionierungen ging zwischen 1999 und 2006 von 32 auf 7 Prozent zurück. Beamtenbund fordert mehr Attraktivität im öffentlichen Dienst. Schon heute fehlen gut qualifizierte Ingenieure und Lehrer.
Berlin. Beamte, Richter und Berufssoldaten arbeiten wieder länger. Immer weniger lassen sich frühpensionieren, berichtete das Bundesinnenministerium. Der Anteil der Frühpensionierungen ging zwischen 1999 und 2006 von 32 auf 7 Prozent zurück, wie aus dem im Kabinett beschlossenen vierten Versorgungsbericht hervorgeht.
Richter oder Beamte gehen im Durchschnitt mit 62,6 Jahren in den Ruhestand. Seit 1993 ist das Alter für den tatsächlichen Beginn des Ruhestandes um 3,2 Jahre gestiegen. Reguläre Altersgrenze ist derzeit noch 65 Jahre.
Die Zahl der Pensionäre beim Bund geht seit Jahren zurück und lag 2007 bei rund 702 000. Im Jahr 2050 werde es nur noch 385 000 Versorgungsempfänger geben. Die Versorgungsausgaben des Bundes sanken zwischen 2003 und 2006 um etwa 7 Prozent auf rund 14 Milliarden Euro.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ging von einer stabilen Entwicklung der Beamten- und Soldatenversorgung beim Bund in den kommenden Jahren aus. Der Anteil dieser Ausgaben an den Steuereinnahmen werde wohl zurückgehen. Er machte Reformen wie die Anhebung des Pensionseintrittsalters und den Versorgungsfonds für die günstige Entwicklung verantwortlich.
Die Bundesregierung hatte 2007 den Fonds für Neueingestellte eingerichtet, zusätzlich zu der bereits 1999 eingeführten Versorgungsrücklage. Die Finanzierung der Beamten- und Soldatenversorgung soll so auf Kapitaldeckung umgestellt werden. Bei der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder wird die Zahl der Rentenempfänger auf 1,9 Millionen 2030 steigen. Zwanzig Jahre später werde sie auf rund 1,5 Millionen sinken.
Der Deutsche Beamtenbund (dbb) warnte aber auch: Dem öffentlichen Dienst gehe das Personal aus. Vor dem Hintergrund des starken Stellenabbaus in den neunziger Jahren und der ungünstigen Altersstruktur könnte der öffentliche Dienst in bestimmten Branchen zum Verlierer im Nachwuchswettbewerb werden, so der dbb-Vorsitzende Peter Heesen.
"Ich rege deshalb nachdrücklich an, dass die öffentliche Hand jetzt auch über Bedarf einstellen sollte." Das sichere die Zukunft des öffentlichen Dienstes und entlaste den Arbeitsmarkt sogar in Zeiten der Wirtschaftskrise, sagte Heesen dem "dbb Magazin."
Geburtenrückgang und Überalterung stellten den öffentlichen Dienst vor ein gewaltiges Problem, "das wir so in den zurückliegenden 25 bis 30 Jahren nie gehabt haben". Die Konkurrenz um die immer knapper werdenden Arbeitskräfte werde zum dominierenden Streitthema zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst werden.
Erste Mangelerscheinungen zeigten sich bereits im Bereich der Informationstechnologie und auch bei Technikern, Ingenieuren und Lehrern. Der öffentliche Dienst müsse deshalb attraktiver werden.
Bei der Ausbildung sollte sich der Staat an der Wirtschaft orientieren und wie diese dem Nachwuchs die Ausbildung bezahlen, wenn die Betroffenen sich dann eine gewisse Zeit an den öffentlichen Dienst binden. Auch Anwärterbezüge und Einstiegsgehälter müssten deutlich erhöht werden. In das Beamtenrecht müsse zudem eine "wirklich profunde Leistungsbezahlung" eingeführt werden, forderte Heesen.