2,41 Prozent mehr. Aber Verband warnt Politiker vor “Denkzettelwahl“: Viele Rentner seien verbittert.
Hamburg/Berlin. Mitten in der schlimmsten Rezession der Bundesrepublik gibt es für die 20 Millionen Rentner in Deutschland die kräftigste Rentenerhöhung seit 1994. Ihre Altersbezüge werden am 1. Juli dank der gestiegenen Löhne und Gehälter um 2,41 Prozent im Westen und 3,38 Prozent im Osten angehoben.
Der sogenannte "Standardrentner West" (1195 Euro im Monat nach 45 Jahren Durchschnittsverdienst) bekommt künftig 1223,80 Euro.
Arbeits- und Sozialminister Olaf Scholz (SPD) sagte: "Die Rentenerhöhung mitten in der Krise zeigt, dass auf unseren Sozialstaat Verlass ist." Nehme man die Entlastung von 0,6 Prozentpunkten bei den Krankenkassenbeiträgen dazu, hätten Rentner ein Plus von 2,7 beziehungsweise 3,7 Prozent.
Der Hamburger Ökonom Thomas Straubhaar (HWWI) sagte dem Abendblatt: "Die Rentenerhöhung wird ein Baustein sein bei der Stabilisierung der Binnennachfrage. Was für Rentner recht sein wird, sollte für alle Steuer- und Abgabenzahler billig sein: Es sollte möglichst rasch möglichst viel Kaufkraft an die Menschen gehen."
Die Rentenerhöhung kommt drei Monate vor der Bundestagswahl. Sie fällt nach drei Nullrunden und zwei schmalen Erhöhungen von 0,54 (2007) und 1,1 Prozent (2008) auch nur deshalb so "hoch" aus, weil die Bundesregierung für zwei Jahre kurzerhand den "Riesterfaktor" ausgesetzt hat.
"Man kann diese Rentenerhöhung nicht punktuell sehen", sagte die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher, dem Abendblatt. Es gebe eine große Verbitterung unter den Rentnern. Mascher sagte: "In den hohen Zustimmungswerten für die Linke im Osten oder für die Freien Wähler in Bayern steckt auch ein Stück Rentnerprotest." Bei der kommenden Bundestagswahl im Herbst könne es ebenfalls "Denkzettel" geben.