Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, hat eine Neuverhandlungen über die Honorare für niedergelassene Ärzte verlangt: Die Mediziner bräuchten mindestens 1 bis 1,5 Milliarden Euro mehr Geld. Die zusätzlichen Mittel in Höhe von drei Milliarden Euro seien 2008 schon zur Hälfte verbraucht worden.
Berlin. Im Streit um die Honorare für die niedergelassenen Mediziner verlangt Ärztekammer-Präsident Jörg-Dietrich Hoppe bis zu 1,5 Milliarden Euro mehr an Beitragsgeldern. Statt der von der Politik zugesagten drei Milliarden Euro stünden den Ärzten in diesem Jahr im Vergleich zu 2008 lediglich 1,23 Milliarden Euro zur Verfügung, sagte Hoppe im Deutschlandfunk. Dies liege daran, dass als Berechnungsgrundlage das Jahr 2007 genommen worden sei. 2008 seien für die Versorgung der Patienten aber bereits 1,5 Milliarden Euro mehr verbraucht worden. "Das System ist an die Wand gefahren", kritisierte der Verbandspräsident. Ein bis 1,5 Milliarden Euro müssten es daher mindestens mehr sein.
Die gesetzlichen Krankenkassen lehnen mehr Geld zulasten der Beitragszahler jedoch strikt ab, ebenso die Bundesregierung. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt räumte ein, dass es in einigen Regionen und bei einzelnen Arztgruppen Probleme gibt. Es sei aber Aufgabe der Selbstverwaltung von Ärzten und Kassen, diese Probleme auszuräumen, sagte die SPD-Politikerin in der ARD.
Seit Wochen sorgt die zu Jahresbeginn in Kraft getretene Honorarreform für Unmut unter den Medizinern. Durch diese erhalten die Mediziner eine Bezahlung in Euro und Cent, die die bisherigen, vielfach kritisierten Punktwerte ablöst. Trotz der Aufstockung der Mittel um zehn Prozent im Vergleich zu 2007 klagen Fachärzte in mehreren Regionen über Verluste. Der Grund ist die neue Verteilung, für die die Ärztevereinigungen und Kassen zuständig sind. Aus Protest behandeln einige ihre Patienten nur noch gegen Sonderzahlungen oder Vorkasse. Den Krankenkassen liegen deswegen schon mehrere tausend Beschwerden von Patienten vor. Schmidt hat den Ärzten mit disziplinarischen Mitteln bis hin zum Entzug der Zulassung gedroht.
Bayern will mit Hilfe anderer Bundesländer die gesamte Honorarreform stoppen, wogegen sich aber die übrigen Landesregierungen sträuben. Gleichwohl sehen auch sie Korrekturbedarf an der Reform.
Unterdessen geht der Protest der niedergelassenen Ärzte gegen die Honorarreform weiter. Am Mittwoch werden bundesweit viele orthopädische Praxen für einen Tag geschlossen bleiben. Damit fordern die Mediziner eine bessere Bezahlung.