In der ausufernden Datenaffäre bei der Deutschen Bahn häufen sich die Fragen und die Zahl der Frager, die auf Antworten warten. Ganz oben muss es...

In der ausufernden Datenaffäre bei der Deutschen Bahn häufen sich die Fragen und die Zahl der Frager, die auf Antworten warten. Ganz oben muss es dabei um den Mangel an Professionalität gehen, den der größte deutsche Staatskonzern seit Wochen der Öffentlichkeit vorführt. Ganz oben heißt natürlich auch: mit festem Blick auf Konzernchef Hartmut Mehdorn.

Ohne Zweifel ist die Bekämpfung der Korruption bei der Bahn eine noble Aufgabe. Es gibt in einem solchen Koloss von Unternehmen einfach zu viele Schubladen, Türchen, Verschläge und Nischen, die lange Finger zum Hineinstecken locken.

Andererseits sind die Mitarbeiter der Bahn im Durchschnitt wohl nicht wesentlich krimineller als die Angestellten eines Frisiersalons oder einer Tageszeitung. Warum also musste die Konzernführung die Belegschaft von mehr als 200 000 Menschen seit Jahren in verschiedener Zahl in einer Reihe von Rasterfahndungen auf Verdachtsmomente hin überprüfen? Und warum klammheimlich?

Die Umstände, die jetzt bekannt werden, werfen ein grelles Licht auf die Unternehmenskultur bei der Deutschen Bahn und auf die Wertschätzung für die Mitarbeiter. Ein offener Kampf gegen Korruption wäre wegen seiner abschreckenden Wirkung erheblich effektiver gewesen als die Stasi-Spielchen der Konzernrevision. Den schweren Schaden am Image der Bahn und am Verhältnis zur Belegschaft hätten Mehdorn und die Seinen vermeiden können.